Der Spanische Bürgerkrieg (1936 – 1939)

Der Spanische Bürgerkrieg wurde zwischen der demokratisch gewählten Volksfrontregierung und den rechtsgerichteten Putschisten unter General Francisco Franco ausgetragen. Beide Seiten hatten jedoch erhebliche ausländische Unterstützung. Francos Truppen siegten und sein Regime (Franquismus) regierte Spanien bis zu seinem Tode 1975.
Spanischer Bürgerkrieg
Tal der Gefallenen (Valle de los Caídos) in der Nähe von Madrid ( TTstudio / Shutterstock.com )

Ursachen des Spanischen Bürgerkriegs

Im Jahr 2016 fragen sich die Menschen in Europa betroffen, was junge europäische Staatsbürger dazu treibt, in das ferne Territorium des Islamischen Staats auszureisen um dort im Namen einer Religion, die sie nicht verstehen, Menschen umzubringen, die ihnen nichts zu Leide getan haben. Unsere Urgroßväter hätten darauf vielleicht Antworten, denn sie waren Zeitzeugen oder Beteiligte des Spanischen Bürgerkriegs, der aus heutiger Sicht eine internationale Vorübung zum Zweiten Weltkrieg darstellte.

Seit über acht Monaten ist in Spanien bereits keine Regierungsbildung möglich. Mitte 2016 stehen sich im spanischen Parlament Linke und Rechte unversöhnlich und zu keinem Kompromiss bereit gegenüber. In ihren Herzen lodert immer noch das Feuer des Hasses aus den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts. Der damalige gegenseitige tiefe Hass zwischen Faschisten und Kommunisten in Europa scheint vergleichbar dem heutigen verbitterten Verhältnis zwischen Sunniten und Schiiten im Vorderen Orient.

Der Spanische Bürgerkrieg ist keineswegs nur ein Krieg von Spaniern gegen Spanier. Beide Kriegsparteien erhalten beträchtliche ausländische Unterstützung. Die rechten Falangisten unter Francisco Franco von den faschistischen Regierungen Deutschlands und Italiens sowie aus Portugal und Irland, die linke Volksfront-Regierung von 40.000 Freiwilligen aus über 50 Ländern, die sich in Verbänden der Internationalen Brigaden organisieren. Die Sowjetunion unter Stalin liefert Panzer, Flugzeuge und andere Waffen an die Republikaner.

Die drei in Deutschland bekanntesten internationalen Kriegsteilnehmer sind: der amerikanische Romanautor Ernest Hemingway, der britische Schriftsteller Eric Blair, besser bekannt unter seinem Künstlernamen George Orwell – sowie unter dem Decknamen „Fritz Leissner“ Erich Mielke, der letzte Chef der Geheimpolizei Stasi in der DDR. Auch Walter Ulbricht, der spätere Vorsitzende des Staatsrats der DDR, hält sich kurzzeitig als von der Komintern entsandter politischer Kommissar in Spanien auf, kämpft dort jedoch nie an der Front.

Die Volksfront ist ein Zweckbündnis aus Sozialisten, Liberalen, Gewerkschaftern, Anarchisten, Trotzkisten und Stalinisten, die zeitweise auch gegeneinander kämpfen. Zu den Nationalisten hingezogen fühlen sich konservative Bürgerliche, Gutsbesitzer, die katholische Kirche sowie der größte Teil des spanischen Offizierscorps und der Polizei.

Im Folgenden werden die Anhänger des Generals Franco mit der Abkürzung „Nationalisten“ und die Anhänger der Volksfrontregierung mit der Abkürzung „Republikaner“ umschrieben.

Karte Spanischer Bürgerkrieg
Die roten Gebiete zeigen das Territorium der republikanischen Regierung, die grauen Gebiete das Territorium der Nationalisten Francos ( (Links 1936 - Rechts 1939 )

Der Kriegsverlauf

Am 18. Juli 1936 putscht der nationalistische spanische General Francisco Franco in Marokko gegen die am 16. Februar gewählte linke Volksfrontregierung in Madrid. Franco hat 34.000 Soldaten der spanischen Afrika-Armee und der spanischen Fremdenlegion unter seinem Kommando. Zunächst können Francos Truppen nicht auf das spanische Festland übersetzen, da die spanische Kriegsmarine zur Volksfrontregierung hält. Ab 28. Juli fliegen Transportflugzeuge der deutschen Lufthansa über 10.000 von Francos Soldaten auf das Festland. Es ist die erste Luftbrücke der Geschichte.

Dort schließen sich 42.000 der 69.000 Mitglieder der paramilitärischen Guardia Civil den Truppen Francos an, ebenso 26.500 von 30.000 Mitgliedern der Spezialpolizei Guardia Asulto. Von den 112.000 Soldaten der regulären spanischen Festlands-Armee desertieren 40.000, während 22.000 zu Franco überlaufen, darunter die meisten Offiziere und Unteroffiziere.

Am 26. Juli beschließt die Kommunistische Internationale (Komintern), die Republikaner durch eine Internationale Brigade zu unterstützen.

Bereits am 6. August errichten die Nationalisten ihr Hauptquartier in Sevilla. Am 5. September erobern sie die nordspanische Stadt Irún und und trennen die nördlichen Gebiete der Republikaner von den südlichen ab. Am 21. September erklärt Franco sich zum Caudillo (Führer) Spaniens. Seine Putschisten-Regierung wird am 18. November von Hitler und Mussolini anerkannt.

Am 8. August schließt Frankreich seine Grenze zu Spanien und verhängt auf britischen Druck hin ein Waffenembargo gegen Spanien, das sich vor allem auf die Republikaner auswirkt.

Am 9. September verbietet auf Betreiben des britischen Premierministers Stanley Baldwin eine internationale Konferenz aus 27 Staaten die Unterstützung der spanischen Kriegsparteien mit Kämpfern und Waffen. Die Sowjetunion schickt trotzdem ab 12. Oktober als Touristen getarnte Militärberater, Panzerfahrer und Piloten sowie in Einzelteile zerlegte Panzer und Flugzeuge nach Spanien. Dafür erhält Stalin am 25. Oktober 510 Tonnen Gold von der Spanischen Zentralbank im damaligen Wert von 500 Mio. US Dollar. Spanien besitzt in dieser Zeit die weltweit viertgrößten Goldreserven.

Das Embargo gegen Spanien wird von niemandem eingehalten. Aus 50 Ländern strömen Kriegsfreiwillige als Studenten, Touristen, Journalisten oder Geschäftsleute getarnt zu den Internationalen Brigaden, darunter 8.000 Franzosen, 5.000 Deutsche, 1.400 Österreicher, 800 Schweizer, 4.000 Italiener, 2.800 US-Amerikaner, 2.000 Kanadier, 2.000 Briten aber auch 300 Juden aus Palästina und 18 Chinesen.

Die faschistischen Regierungen von Deutschland und Italien unterstützen Franco mit ca. 100.000 regulären Soldaten, die als Touristen getarnt einreisen. Hinzu kommen Freiwillige aus Portugal und Irland.

Arbeitermilizen in Katalonien besiegen die dort stationierten Franco treuen Truppen und etablieren zusammen mit den Anarchisten eine Gesellschaft der Gleichen nach marxistischem Vorbild. Erst fünf Jahre vorher war in Spanien nach der Abdankung von König Alfons XIII. der Feudalismus durch eine bürgerliche Regierung abgelöst worden. Die in der Komintern zusammengeschlossenen Stalinisten sind strikt dagegen, dass in Katalonien sofort der Kommunismus eingeführt wird. Nach ihrem dogmatischen ideologischen Verständnis muss nach dem Feudalismus erst der bürgerliche Kapitalismus etabliert und überwunden werden. Deshalb haben sich alle republikanischen Kräfte dem Kampf gegen den Faschismus unterzuordnen. Erst nach dem Sieg über Franco soll der Kommunismus in Spanien durchgesetzt werden.

Am 6. November beginnt die Belagerung von Madrid durch die Nationalisten. Die republikanische Regierung flieht nach Valencia. Die Internationalen Brigaden bewähren sich bei der Verteidigung Madrids, erleiden aber hohe Verluste. Ab 15. November greifen erstmals Flugzeuge der deutschen „Legion Condor“ auf Seiten der Nationalisten in die Kämpfe ein.

Italienische Soldaten mit Panzern nehmen am 22. Februar 1937 Málaga ein. 100.000 republikanische Soldaten und Zivilisten fliehen auf einem „Todesmarsch“ auf der Küstenstraße in Richtung Almería und werden dort von deutschen, italienischen und nationalistischen Kampfflugzeugen sowie von dem deutschen Panzerschiff Admiral Scheer attackiert. Am 26. April bombardiert die Legion Condor die baskische Kleinstadt Guernica. Es ist das erste Flächenbombardement der Geschichte auf die Zivilbevölkerung einer Stadt.

Später werden die Großstädte Madrid, Barcelona und Valencia regelmäßig aus der Luft bombardiert. Schon damals gelangen internationale Militärbeobachter zu der Erkenntnis, dass der Bombenterror auf Zivilisten den Verteidigungswillen der Angegriffenen nicht bricht.

Im Mai kommt es in Barcelona zu Straßenkämpfen zwischen den untereinander verfeindeten kommunistischen und anarchistischen Fraktionen. Britische Kriegsschiffe erscheinen vor Barcelona, um einzugreifen, falls die Lage dort außer Kontrolle geraten sollte. George Orwell, der in den Reihen der anarchistisch-trotzkistischen P.O.U.M kämpfte, hat in seinem Buch „Mein Katalonien“ die revolutionäre Situation in Barcelona anschaulich geschildert.

Im Auftrag mehrerer norwegischer Zeitungen berichtet der spätere deutsche Bundeskanzler Willi Brandt aus Barcelona über die P.O.U.M. Durch seine Rückkehr nach Oslo entgeht Brandt am 16. Juni 1937 nur knapp der Verhaftung durch die stalinistischen Widersacher der P.O.U.M.

Da Franco Madrid nicht einnehmen kann, erobert er den ganzen Norden Spaniens bis zur katalonischen Grenze. In der Mitte des Landes wogt der Kampf hin und her, aber allmählich werden die Republikaner auf Madrid, Katalonien und die Region La Mancha zurück geworfen. Auf beiden Seiten leidet die Zivilbevölkerung unter entsetzlichen Gräueltaten. Von den Linken werden 7.000 Priester ermordet, während die Nationalisten Tausende Republikaner in einem von Deutschen geleiteten Konzentrationslager in Miranda del Ebro quälen und an ihnen „rassehygienische“ Untersuchungen vornehmen.

Unter Druck Mussolinis erkennt der Vatikan am 28. August 1937 Franco als rechtmäßigen Präsidenten an.

Nachdem die unter wachsendem kommunistischem Einfluss stehende republikanische Regierung den Abzug der Internationalen Brigaden angeordnet hat, verlassen diese am 4. Oktober 1938 die Front. Die meisten ihrer Freiwilligen gelangen Anfang 1939 über Frankreich in ihre Heimatländer. Die deutschen Heimkehrer geraten in die Fänge der Gestapo, die sowjetischen in die Krallen der Geheimpolizei NKWD. 4.500 internationale Brigadisten, die wegen ihrer Beteiligung am spanischen Bürgerkrieg ihre Staatsangehörigkeit verloren hatten, darunter insbesondere viele Polen, decken als Kampfgruppe „Agrupación“ die Flucht von 470.000 spanischen Republikanern über die Grenze nach Frankreich.

Die rund 2.000 sowjetischen Militärberater haben sich bereits im November 1938 in die Sowjetunion zurückgezogen, als die Geheimverhandlungen zum Hitler-Stalin Pakt begannen.

Am 26. Januar 1939 fällt Barcelona, der republikanische Präsident Manuel Azaña geht am 4.Februar nach Frankreich ins Exil. Frankreich und Großbritannien erkennen am 27. Februar die Regierung Franco an. Noch im März 1939 kämpfen verschiedene linke Fraktionen der Republikaner gegeneinander um die Macht in Madrid. Am 27. März fällt Madrid nach fast dreijähriger Belagerung und unter Mithilfe einer nationalistischen „Fünften Kolonne“, die innerhalb von Madrid losgeschlagen hat, in die Hände der Nationalisten. Am 1. April 1939 verkündet Franco das Kriegsende.

Der Krieg kostet 500.000 Menschen das Leben, darunter 20.000 Kriegsfreiwilligen der Internationalen Brigaden. Nach dem Krieg werden in Spanien über 200.000 Republikaner von den Nationalisten ermordet.

2022 wurde ein virtuelles Museum über den Spanischen Bürgerkrieg ins Netz gestellt. Bisher gibt es in Spanien kein Museum über die immer noch offene Wunde des Spanischen Bürgerkriegs.

Das Museum ist ein Gemeinschaftswerk der kanadischen Trent University, der britischen University of Warwick und der Arkansas State University. Die Webseite ist auf Spanisch und Englisch verfügbar. Die Sprachen Katalanisch, Baskisch und Galizisch sind in Planung.

Gleichzeitig hat die sozialistische Regierung Sánchez das demokratische Erinnerungsgesetz verabschiedet. Es beinhaltet u.a. eine DNA-Datenbank von Opfern, die in Massengräbern verscharrt wurden. Auch wurde die Umwidmung des Tals der Gefallenen in eine nationale Gedenkstätte für alle Opfer des Bürgerkriegs bewerkstelligt.

Der Leichnam von General Franco wurde von dem Monument in ein privates Grab überführt. Die Familien des Falange Gründers José Antonio Primo de Rivera und des besonders brutalen Generals Gonzalo Queipo de Llano kamen der zwangsweisen Entfernung ihrer prominenten Verwandten aus dem Monument zuvor, indem sie rechtzeitig eine private Umbettung organisierten.

Franco und neun weiteren Prominente aus seinem Umfeld sollen ein Teil ihrer Medaillen und Auszeichnungen nachträglich aberkannt werden.

Von Wolfgang Zöllner

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