Das Schulsystem in Spanien

Leben, wo andere Urlaub machen – das ist die Devise vieler Auswanderer. Neben den bürokratischen Hürden und der Sprache ist es natürlich wichtig, die eigenen Kinder in den spanischen Schulalltag zu integrieren. Das Bildungssystem ist dem Deutschen zwar durchaus ähnlich, es gibt aber doch einige Unterschiede zu den hiesigen Schulen, die du wissen solltest, wenn du schulpflichtige Kinder hast.
Schulsystem Spanien
Das Bildungssystem in Spanien ( © Cherries - Fotolia.com )

Das spanische Schulsystem im Überblick

In Spanien gehen rund 70 Prozent der Kinder in öffentliche Schulen, während circa 30 Prozent private oder halbprivate Institutionen (concertados) besuchen.

Die öffentlichen Schulen sind kostenlos, bei den staatlich subventionierten »concertados« fallen moderate Gebühren an, während private Schulen erhebliche Kosten verursachen können. Die Ausbildung erfolgt überall nach dem gleichen, gesetzlich vorgeschriebenen Schema.

Schulformen und Bildungsstufen

Educación Infantil (Vorschule)

Der Besuch der Vorschule ist freiwillig und in öffentlichen Einrichtungen kostenlos. Parallel dazu werden in Ballungsräumen und Großstädten auch Kindergärten und -horte angeboten.

Educación Primaria (Grundschule)

Die Grundstufe umfasst in Spanien sechs Jahre und sorgt für die allgemeine Bildung wie Lesen, Schreiben, Rechnen und eine Fremdsprache.

Die Grundschule wird in drei Zyklen (Ciclos) zu je zwei Jahren unterteilt, wobei die Schüler im jeweils ersten Jahr nicht sitzenbleiben können. Wer jedoch die Anforderungen der einzelnen Zyklen nicht erfüllt, muss das letzte Jahr wiederholen.

Educación Secundaria Obligatoria (Mittelstufe)

Die ESO gleicht der deutschen Mittelstufe und umfasst die Sekundarstufe I. Diese umfasst einen Zeitraum von vier Jahren und soll die bisher erworbenen Kenntnisse vertiefen. In dieser Zeit wird eine berufliche Grundbildung vermittelt, die die Schüler entweder auf das künftige Berufsleben oder auf die weiterführende Schule vorbereitet.

In Spanien schaffen zwischen 15% und 20% der Jugendlichen keinen Abschluss an der ESO. Für diese Schüler gibt es ein soziales Garantieprogramm, in dem sie innerhalb von zwei Jahren die Befähigung für eine Beschäftigung oder eine Ausbildung erhalten.

Wichtige Punkte des Schulbesuchs sind die Berufsorientierung, Praktika in Betrieben und natürlich auch ein gewisses Maß an Allgemeinbildung.

Bachillerato oder Formación Profesional

Nach einem Abschluss in der ESO können sich die Schüler zwischen der Sekundarstufe II und der Berufsbildung entscheiden:

Das Bachillerato entspricht dem deutschen Gymnasium und dauert zwei Jahre, in denen die Schüler einen allgemeinbildenden Unterricht besuchen. Auf der weiterführenden Schule haben sie die Auswahl zwischen einem:

  • künstlerischen
  • technologischen
  • naturwissenschaftlichen
  • oder geistes- und sozialwissenschaftlichen Profil

Die Formación Profesional gleicht der deutschen Lehre. Diese dauert zwei Jahre und wird in zwei Stufen unterteilt:

  • Mittlere Berufsausbildung (Formación Profesional de Grado Medio) – Abschluss: Técnico
  • Höhere Berufsausbildung (Formación Profesional de Grado Superior) – Abschluss: Técnico Superior

Für den mittleren Weg ist ein Abschluss der ESO notwendig, für den höheren Berufsweg das Abitur (Bachillerato).

Im Gegensatz zu Deutschland erfolgt die Ausbildung nicht in einem Unternehmen, sondern im Rahmen des Schulsystems. Ein Viertel der Zeit wird als Pflichtpraktikum in spanischen Betrieben absolviert, der restliche Inhalt in einer Schule vermittelt. Die Lerninhalte werden mit den entsprechenden Betrieben und Branchen abgestimmt. Anders als in Deutschland bekommen die Lernenden keine Vergütung.

Besonderheiten des spanischen Schulsystems

Schulzeiten und Tagesablauf

  • Längerer Schultag als in Deutschland
  • Lange Mittagspause (2–3 Stunden) üblich
  • Wahlmöglichkeit zwischen »jornada continua« (durchgehender Unterricht bis etwa 14:30 Uhr) und »jornada partida« (geteilter Schultag mit längerer Mittagspause)

Notensystem

Das spanische Notensystem unterscheidet sich vom deutschen:

  • Skala von 0 bis 10 Punkten
  • Bestanden ab 5 Punkten
  • Noteneinteilung:
    • 9-10: Sobresaliente (sehr gut)
    • 7-8,9: Notable (gut)
    • 6-6,9: Bien (befriedigend)
    • 5-5,9: Suficiente (ausreichend)
    • 0-4,9: Insuficiente (ungenügend)

Sprachliche Besonderheiten

  • In Regionen mit weiteren Amtssprachen (lenguas co-oficiales), z.B. Katalonien, Baskenland, Galicien, oft zweisprachiger Unterricht
  • Zunehmende Bedeutung bilingualer Programme (meist Spanisch-Englisch)

Schuluniform

  • Öffentliche Schulen: meist keine Uniformpflicht
  • Private Schulen und »concertados«: Uniformen häufig üblich

Schuljahr und Ferien

  • Schuljahresbeginn: Mitte September
  • Schuljahresende: Mitte/Ende Juni
  • Längere Sommerferien als in Deutschland (ca. 11-12 Wochen)

Zusätzliche Förderung

  • Nachhilfeunterricht (clases particulares) sehr verbreitet
  • Verschiedene Förderprogramme für Schüler mit besonderen Bedürfnissen

Vergleich des Schulsystems zwischen Spanien und Deutschland

AspektDeutschlandSpanien
SchulpflichtJe nach Bundesland 9-10 Jahre10 Jahre
EinschulungMit 6 JahrenMit 6 Jahren
Grundschule4 Jahre, (Berlin und Brandenburg: 6 Jahre)6 Jahre
Sekundarstufe I6 Jahre4 Jahre
GymnasiumNach Grundschule: 8 Jahre oder nach Sekundarstufe I: 2 JahreNach Sekundarstufe I: 2 Jahre
BerufsausbildungNach Schulabschluss als Lehre 3 JahreIm Schulsystem verankert, Grado Medio/Superior je 2 Jahre
WeiterbildungenMeisterTécnico Superior
UniversitätszugangAbiturprüfungBachillerato-Noten plus EBAU (Selectividad)
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