Spaniens Uhren gehen manchmal anders
Spaniens »falsche« Zeitzone
Die Regeln sind einfach: Besuche niemals ein Büro zwischen 10:00 und 11:00 Uhr, weil die Angestellten dann beim Pausen-Snack sind. Geh während der Siesta zum Supermarkt, weil es dann in den Hallen dort ruhiger ist als in einer Kirche. Gib dich nie der Illusion hin, in einem guten Restaurant nach 14.00 (Mittagessen) und nach 22:00 Uhr (Abendessen) einen freien Tisch zu finden. Oder um 18 Uhr ein Restaurant, welches bereits für das Abendessen geöffnet hat.
In Spanien galt bis 1940 GMT, die britische Greenwich Mean Time, ebenso wie in Marokko, in Portugal und in den zu Spanien gehörenden Kanarischen Inseln, die ungefähr auf dem gleichen Längengrad liegen wie Großbritannien.
Spanien liegt aber in »unserer« Zeitzone MEZ. Wenn du denkst, dass die seltsame Zeitzone auf das spanische Klima und die gekühlte Gazpacho-Einstellung zurückzuführen ist, dann bist du auf dem Holzweg. Denn Spanien lebt erst seit 77 Jahren in der falschen Zeitzone – mit freundlichem Gruß an Adolf Hitler!
Franco wechselte während des Krieges zur »Berliner Zeit« (Mitteleuropäische Zeit), um Hitler einen Gefallen zu tun. So ist es bis heute dabei geblieben, dass die spanische Zeit mit Ländern wie Serbien synchronisiert ist, das östlich von Madrid mehr als 2.500 km entfernt liegt. Nur auf den Kanarischen Inseln gilt auch heute noch die Greenwich Mean Time.
Am letzten Sonntag im Oktober werden jedes Jahr auch in Spanien die Uhren auf die Winterzeit umgestellt. Viele Spanier sind der Meinung, wenn die Uhren um 3 Uhr morgens auf 2 Uhr zurück gestellt werden, sollten sie nie wieder auf die »Nazi-Zeit« vorspringen.
Das würde außerdem die offizielle Zeit näher an die Sonnenzeit bringen und damit die Lebensqualität in Spanien verbessern. Die Spanier hätten Muße, zuhause zu frühstücken, und sie müssten dann nicht den Vormittag unterbrechen, um etwas zu essen. Statt später nach Hause zu gehen, könnten sie bereits um 13 Uhr zu Mittag essen. Die spanischen Arbeitszeiten könnten so mit dem Rest Europas in Einklang gebracht werden. Dabei könnte man gleich die dreistündige Siesta opfern, die Spanien den Ruf mangelnder Arbeitsproduktivität eingebracht hat.
Aber zwei Drittel der Spanier genießen den Status Quo und den Sonnenuntergang um 22 Uhr. Nur die Bewohner der Balearen drängen das ganze Jahr auf das Beibehalten der Sommerzeit, um den Tourismus zu fördern.
Ernest Hemingway hatte zu dem Thema seine eigene Meinung: »Es gibt kein Nachtleben in Spanien. Sie bleiben bis spät auf, aber sie stehen auch spät auf. Das ist kein Nachtleben. Das verzögert nur den Tag.«
Von Wolfgang Zöllner
Spanien Magazin
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