Straße von Gibraltar
Straße von Gibraltar – Europas südlichster Naturpark
Die schmalste Stelle liegt an der Punta de Tarifa und ist nur 13 km breit, was seit jeher Menschen, Tieren und Pflanzen ermöglicht hat, sich von Afrika nach Europa und umgekehrt zu verbreiten und zu vermischen. Der dort liegende südlichste Naturpark Europas, der knapp 19.000 Hektar umfassende Parque Natural del Estrecho, wurde im Jahr 2003 gegründet. Er erstreckt sich vom Cabo de Gracia im Westen zum Punta del Carnero im Osten.
Aufgrund seiner einzigartigen geografischen Lage und den extremen Klima-Bedingungen besticht er durch seine artenreiche Flora und Fauna, sowohl im Wasser als auch zu Lande. Mehr als 19.000 verschiedene Arten von maritimen Pflanzen und Tieren wurden bereits gezählt.
Zahlreiche Meeressäuger wie Delfine und Wale sowie Schildkröten und unzählige Fischarten nutzen diese Wasserstraße regelmäßig, weshalb im Naturpark Straße von Gibraltar das Whale Watching im Einklang mit dem Schutz der Wale und der Natur ganz großgeschrieben wird. Verschiedene Organisationen bieten Boots- und Tauchtouren von den Städten Tarifa und Algeciras aus an. Neben dem berühmten Fischreichtum kannst du große Algenwiesen und versunkene Schiffe verschiedener Epochen und Kulturen mit ihren verloren gegangenen Schätzen entdecken.
Im Süden Andalusiens
Der Parque Natural del Estrecho ist über die Nationalstraße N-340 aus Cádiz im Westen und Málaga im Osten sehr gut zu erreichen.
Wanderwege durch den Park führen dich zum Beispiel an der zum Nationaldenkmal erklärten Düne von Bolonia und beeindruckenden Sandstränden entlang, die durch gepflanzte Pinienwälder vor Erosion geschützt werden. Weiterhin prägen ausgedehnte Korkeichenwälder und im Frühling in allen Farben leuchtende Blumenwiesen die Landschaft. Auf der anderen Seite des Naturparks beeindrucken Steilküsten und Hochplateaus mit ihren bizarren Formen.
An einigen Aussichtspunkten kannst du besonders gut die vielseitige einheimische Vogelwelt wie beispielsweise den spanischen Kaiseradler oder riesige Geierkolonien sowie über 350 verschiedene Arten von Zugvögeln aus aller Herren Länder beobachten. Jedes Jahr ziehen zwischen März und Juni und von August bis Oktober mehr als 300 Millionen Vögel auf ihren Wanderrouten über die Meerenge von Gibraltar.
Und wenn die Natur ausreichend erkundet ist?
Im Park befinden sich etwa 30 begehbare Höhlen, von denen einige uralte Felsenmalereien aufweisen, die die Benutzung dieser Süd-Nord-Route durch Vorfahren des heutigen Menschen belegen. Gleichsam sind überall Zeugnisse der verschiedenen Völker, die dieses Gebiet zu unterschiedlichen Zeiten beherrschten, zu finden. Deutliche Spuren haben die Mauren überall hinterlassen, aber auch die Römer beherrschten die Region einst, wie du dir in archäologischen Fundstätten, der im 2. Jahrhundert vor Christus gegründeten römischen Stadt Baelo Claudia anschauen kannst.
Freizeitspaß im Wasser und an Land
Tarifa gilt wegen seiner Wind- und Strömungsverhältnisse als eines der besten Surfparadiese Europas. Kitesurfen und viele andere Freizeitvergnügungen sprechen auch die sportlichen Naturliebhaber an. Einen weiteren Gegensatz der Kulturen bildet der Felsen von Gibraltar, der in englischer Hand ist und mit typischen Pubs und englischem Lifestyle aufwartet. Weltberühmt sind die Affen von Gibraltar, die nicht nur handzahm sind, sondern rotzfrech alles stehlen wollen, was nicht niet- und nagelfest ist. Also achtet auf eure Taschen, Mützen, Kameras und Handys!
Essen kann man in der Provinz Cádiz international, aber wenn du gute und einheimische Gerichte und Tapas günstig kennenlernen willst, folge den Einheimischen.
Bedeutung der Straße von Gibraltar für die Schifffahrt
Die Spanier nennen die Meerenge "Estrecho", die Engländer "Strait of Gibraltar". Sie wird täglich von ca. 300 Handelsschiffen passiert und gehört so zu den am meisten befahrenen Wasserstraßen der Welt. Sie ist etwa 60 km lang und an der schmalsten Stelle beim Leuchtturm von Punta Carnero 13 km breit, nämlich zwischen der Insel Isla de Las Palomas (Punta Marroquí) vor dem Hafen von Tarifa und der marokkanischen Insel Punta Cires, nahe dem Containerhafen Tanger-Maritime (nicht zu verwechseln mit dem Hafen der Stadt Tanger). An der weitesten Stelle zwischen dem Kap Trafalgar und dem marokkanischen Kap Spatel beträgt der Abstand 44 km.
Bereits im Jahr 1930 gab es Überlegungen, Spanien und Marokko an der engsten Stelle in der Meerenge von Gibraltar durch einen Tunnel zu verbinden. Die Idee scheiterte an dem extrem felsigen Meeresgrund, für dessen Bearbeitung damals keine geeigneten Tunnelbohrmaschinen verfügbar waren. Außerdem ist die Meerenge an vielen Stellen bis zu einem Kilometer tief.
2009 wurde die Idee erneut aufgegriffen, aber wegen der angespannten politischen Beziehungen zwischen Spanien und Marokko nicht weiter verfolgt. Im April 2023 wurde der Plan wieder belebt. Die spanische Regierung hat 2,3 Millionen Euro für eine Machbarkeitsstudie zu einem Eisenbahntunnel unter der Meerenge bereitgestellt. Dieser Tunnel würde ca. 13 km lang sein.
Zum Vergleich: der Eurotunnel unter dem Ärmelkanal zwischen Frankreich und Großbritannien ist 50 km lang. Die EU-Kommission stellt für den Tunnel Mittel aus dem »EU-Plan für Konjunkturbelebung, die Gestaltung des Wandels und zur Krisenbewältigung« bereit, die für Projekte im Rahmen des Grünen Deals der EU vorgesehen sind. Eine gemischt spanisch-marokkanische Kommission, die auf spanischer Seite von Raquel Sánchez, der Ministerin für Transport, Mobilität und die ländliche Agenda geleitet wird, hat sich auf die Ausarbeitung eines Drei-Jahres-Plans geeinigt.
Die verkehrspolitische Bedeutung eines Tunnels unter der Meerenge von Gibraltar machen folgende Zahlen deutlich: Im Jahr 2022 reisten 2,9 Millionen Menschen über den Estrecho von Spanien nach Marokko und zurück. 7 Schifffahrtslinien hielten dafür 36 Fähren in Betrieb. Haupt-Reisezeit ist zwischen dem 17. Juni und dem 15. September. Da fahren nicht nur die in Spanien lebenden Marokkaner über die Straße von Gibraltar in den Sommerurlaub nach Hause, sondern auch die Marokkaner aus den Niederlanden, Deutschland und Frankreich. Im Sommer 2023 stellt die spanische Polizei 19.441 Polizisten ab, um den Marokkanern eine schnelle und sichere Reise zu gewährleisten. Weitere 648 Polizisten sind dann an den Häfen von Algeciras, Alicante, Almería, Ceuta, Melilla, Motril, Tarifa und Valencia stationiert.
Das Mittelmeer liegt 1,4 m tiefer als der Atlantik. Dies führt zu einer östlichen Strömung an der Oberfläche und einer tief verlaufenden Gegenströmung, mit der das salzhaltigere Wasser des Mittelmeers in den Atlantik fließt. Durch den Trichtereffekt der Meerenge kommt es zu starken Westwinden. Daher konnten früher Schiffe nur mühsam vom Mittelmeer in den Atlantik segeln. Am Felsen von Gibraltar stauen sich oft die Wolken und bilden einen dichten Nebel, der vom Westwind in die Meerenge geblasen wird.
In der Meerenge von Gibraltar lässt sich der Schiffsverkehr zwischen Mittelmeer und Atlantik militärisch kontrollieren. Zu diesem Zweck unterhalten Großbritannien in Gibraltar und Spanien in Algeciras und Cádiz militärische Flottenstützpunkte. Dennoch gelang es deutschen U-Booten im 2. Weltkrieg, die Überwachung zu unterlaufen. In dem Film "Das Boot" nach dem Roman von Lothar-Günter Buchheim wird das eindrucksvoll dargestellt.
Über die Meerenge versuchen immer wieder afrikanische Flüchtlinge in kleinen Booten von Marokko aus Europa zu erreichen. Man schätzt, dass in den Tücken dieses Gewässers dabei jährlich 2.000 ihr Leben lassen.
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