Gibraltar
Gibraltar – britisches Flair in Südspanien
Auf einer Halbinsel im südlichen Spanien sowie im Norden der Meerenge von Gibraltar liegt das britische Überseegebiet Gibraltar. Das Land ist nur 6,5 Quadratkilometer groß, besitzt einen Hafen sowie einen eigenen Flughafen. Regelmäßige Flugverbindungen gibt es mehrmals wöchentlich nach London, Manchester sowie nach Bristol in Großbritannien. Von Spanien aus ist Gibraltar mit dem Bus oder dem Auto zu erreichen, die Busfahrt von Marbella dauert etwa eine Stunde.
Highlights & schöne Aktivitäten in Gibraltar
Ein Besuch auf dem Affenfelsen und eine Delfin Watching Bootstour solltest du in Gibraltar unbedingt machen. Kombinieren kannst du beides wunderbar bei dieser Tagestour.
Zahlreiche weitere Ausflüge und Aktivitäten für deinen Besuch in Gibraltar findest du hier.
Eine innerspanische Bahnverbindung aus Granada endet in Algeciras auf der Gibraltar gegenüberliegenden Seite der Bucht von Algeciras. Direkt hinter der andalusischen Stadt La Línea de la Concepción befindet sich der einzige Grenzübergang zwischen Spanien und Gibraltar. Die Straße führte bis 2023 quer über den Flughafen von Gibraltar in die gleichnamige Stadt. Immer, wenn ein Flugzeug startete oder landete, musste diese Hauptstraße zwischen dem Grenzübergang und der Stadt gesperrt werden.
Nach 15 Jahren Bauzeit wurde Ende März 2023 der 1,2 km lange Eastside-Tunnel für den Autoverkehr freigegeben. Nun können Motorfahrzeuge die Rollbahn durch den Tunnel an der Eastern Beach und zur Devil’s Tower Road umfahren. Die neue Umgehungsstraße heißt jetzt Kingsway, wohl weil in Großbritannien jetzt ein König regiert und nicht mehr die Queen. Fußgänger und Radfahrer gelangen weiterhin über das Rollfeld in die Stadt. Allerdings müssen sie sich auf eine abweichende Streckenführung einstellen. Die Eröffnung des Tunnels hatte sich jahrelang verzögert, weil die spanische Baufirma OHL und die Regierung von Gibraltar sich nicht über die Bauabnahme einigen konnten.
Transportminister Paul Balban hat Anfang Juni 2023 einen neuen Fahrradweg eröffnet, der von der Grenze bis zur Bayside Road führt. Es handelt sich dabei um Phase 1 der »Active Travel Strategy«, die aus dem »Sustainable Traffic, Transport and Parking Plan« für Gibraltar hervorgegangen ist. Paul Balban ist ein Fahrrad-Enthusiast, der ganz Gibraltar in ein Fahrradparadies verwandeln möchte, was wegen der engen Straßen bei Autofahrern auf große Skepsis stößt. Balboa gehört zu den Erstunterzeichnern einer Deklaration für fahrradfreundliche Städte in der EU, die im Frühjahr 2023 in Leipzig formuliert wurde.
In Gibraltar leben und arbeiten etwa genauso viele Spanier wie Briten. Daher hat sich ein Slang aus Elementen beider Sprachen zu einer neuen »Landessprache« herausgebildet, der jetzt auch offiziell »Llanito« genannt wird. Der Kulturminister von Gibraltar hat aus diesem Anlass im Februar 2023 einen Preis für die beste Llanito Kurzgeschichte ausgelobt.
Das Wetter in Gibraltar ist oft »very british«. Während auf der spanischen Seite der Bucht von Algeciras die Sonne vom blauen Himmel brennt, bilden die Wolken aus der Meerenge von Gibraltar eine Halskrause um den Affenfelsen, aus denen es nur auf der Halbinsel stürmt und regnet.
Ausflüge nach Gibraltar
Einkaufsparadies, Steueroase und Affenfelsen
Beliebt ist Gibraltar bei den Touristen Andalusiens sowie bei den Spaniern als Einkaufsparadies. Sämtliche Artikel sind mehrwertsteuerfrei und die Preise sind ermäßigt, allerdings nicht immer günstiger als in Spanien. Speziell an der Main Street sowie in den umliegenden Straßen gibt es zahlreiche Geschäfte. Günstig erwerben können Besucher Gibraltars Parfüm, Schnitzereien, Lederartikel, Armbanduhren, elektronische Geräte, Kameras sowie Zigaretten und Alkohol. Kaschmirwolle, Leinen sowie Seide sind ebenfalls relativ günstig.
Der spanische Zoll ist verärgert über die jährliche Einfuhr von 72 Millionen Schachteln Zigaretten nach Gibraltar. Würde diese Menge innerhalb Gibraltars verbraucht, müsste jeder der 34.000 Einwohner täglich 5,8 Schachteln verqualmen. Da das nicht so ist, verwundert es nicht, dass im Jahr 2017 alleine in Andalusien 4,5 Millionen Schachteln Zigaretten und 70 Tonnen Tabak vom spanischen Zoll konfisziert wurden. Das sind 54% aller in Spanien aufgebrachten illegalen Zigaretten und 63% des illegalen Tabaks.
Im Januar 2023 verfolgte ein spanisches Polizeiboot solche Zigarettenschmuggler bis an den Nordstrand des Affenfelsens und gab Schüsse auf die Schmuggler ab, die vorher die beiden Polizisten mit Steinwürfen verletzt hatten. Die Polizisten mussten die Küstenwache Gibraltars um Hilfe rufen, die sich natürlich fragte, wieso spanische Polizisten auf Gibraltar mit ihren Pistolen herumballern. Fabian Picardo, der Chefminister von Gibraltar, sprach sogleich von einer unerhörten Verletzung der britischen Souveränität Gibraltars und machte den Vorfall zu einer internationalen Staatsaffäre. Und das mitten in den vom Scheitern bedrohten, bereits zwei Jahre andauernden Verhandlungen zwischen Großbritannien und Spanien um die Eingliederung Gibraltars in den Schengen-Raum. Ohne dieses Abkommen verlören 10.000 Andalusier ihren Arbeitsplatz in Gibraltar und der Zwergstaat verlöre sein Geschäftsmodell.
Gibraltar steht auf der »grauen Liste« von Steuerparadiesen. Die Financial Actions Task Force (FATF) der OECD in Paris hat Gibraltar eine Frist bis Mai 2023 gesetzt, um nachzuweisen, dass der Affenfelsen von der Grauen Liste gestrichen werden kann. Hierzu muss Gibraltar nachweisen, dass es strengere Methoden anwenden wird, um internationale Geldwäsche und Terrorfinanzierung zu unterbinden.
Mehrere Aussichtspunkte befinden sich auf dem Felsen. Hier leben die quirligen Berberaffen. Ob sie von den Mauren aus Marokko mitgebracht wurden oder aus Südeuropa stammen, ist ungewiss. Während einer Belagerung Gibraltars um 1780 wurden die Engländer angeblich von den Affen vor einem Nachtangriff gewarnt. Seitdem kursiert die Legende, dass mit dem Aussterben des letzten Affen auch die britische Herrschaft über Gibraltar beendet ist. Zur Stärkung des Affenstamms, ließ Winston Churchill Berberaffen aus Marokko importieren.
Um die Aussicht vom Felsen zu genießen, kannst du entweder die Seilbahn (Cable car) nehmen, mit dem eigenen Auto hochfahren oder dir ein (Sammel-)Taxi im Stadtzentrum nehmen. Die Seilbahn ist ganzjährig in Betrieb, startet am Alameda Park und führt über einen Zwischenstopp am Apes' Den direkt zum Gipfel.
»The Rock«, wie der Felsen gern genannt wird, besteht aus Kalksandstein und besitzt zahlreiche Tunnel und Höhlen. Zu den Sehenswürdigkeiten in Gibraltar gehören die Tropfsteinhöhle St. Michael’s Cave sowie die Gorham-Höhle. Die Gorham-Höhle ist ein wichtiger archäologischer Fundort, sie wurde während der Steinzeit jahrtausendelang von Neandertalern bewohnt. Gefunden wurden Muschelschalen, Schaber, Messerklingen sowie Reste von Schildkröten, Robben und Delfinen. Vom Ausgang der Höhle im Küstengebirge gibt es einen weiten Blick über das Meer. Außerdem sind in den Fels geschlagene Verteidigungsanlagen sowie Tunnelanlagen zu besichtigen.
An der Südspitze des Felsens steht der Leuchtturm »Gibraltar Trinity Lighthouse«, und zwar seit 1841. Ebenfalls an der Südspitze steht die Wallfahrtskirche Santuario de Nuestra Señora de Europa aus dem Jahr 1309. Die Ibrahim-al-Ibrahim-Moschee wurde in den 1990er Jahren errichtet. Ein Verlies im Moorish Castle sowie eine maurische Zisterne, die Nun’s Well sind sehenswert. Die fast vollständig erhaltenen Stadtmauern stammen teilweise aus der maurischen Zeit.
Geschichte von Gibraltar
Die Stadt Gibraltar liegt auf der Westseite des Felsens. Sie erhielt vor 180 Jahren das britische Stadtrecht von Queen Victoria. Allerdings wurde versäumt, Gibraltar in die offizielle Liste britischer Städte einzutragen. Das wurde im Jahr 2022 vom damaligen britischen Premierminister Boris Johnson und Gibraltars Chefminister Fabian Picardo anlässlich des Platin-Regierungsjubiläums von Queen Elizabeth korrigiert.
Erbaut wurde die Stadt Gibraltar auf den Ruinen einer maurischen Stadt aus dem 12. Jahrhundert sowie einer spanischen Stadt aus dem 15. Jahrhundert im britischen Regency-Stil des 18. Jahrhunderts. Einen Einblick in die interessante Geschichte Gibraltars kann sich der Besucher im Gibraltar Museum verschaffen. Gegenstände aus der Zeit der Mauren, Spanier und Briten sind zu sehen.
The Rock – Rückzugsgebiet der Neandertaler
Bereits vor über 28.000 Jahren wurden die natürlichen Höhlen im Felsen Gibraltars von Neandertalern bewohnt. Die alten Griechen sprachen im Altertum von den Säulen des Herakles und meinten damit den Gipfel des Berges Musa in Marokko und den Felsen von Calpe (Gibraltar), welche die Meerenge von Gibraltar einfassen.
Wie der griechische Dichter Pindar berichtet, brachte der griechische Held Herakles am Ausgang des Mittelmeeres die Inschrift »Nicht mehr weiter« an, um das Ende der Welt zu markieren. Die lateinische Übersetzung dieses Spruches, »Non plus ultra«, wurde Bestandteil des spanischen Wappens.
Die Mauren mit ihrem Feldherrn Tariq ibn Ziyad erkannten als Erste die strategisch wichtige Lage der Halbinsel. Sie nahmen den »Dschebel Tariq« im Jahr 711 ein und benannten den Felsen nach seinem Eroberer. Um 1160 bauten sie eine Festung, die unter dem Namen »Moorish Castle« bekannt ist. Erst seit der Rückeroberung im Jahr 1492 gehörte die Halbinsel wieder zu Spanien.
Während der Englisch-Niederländischen Seekriege besetzten erst die Niederländer und danach die Briten Gibraltar. Im Vertrag von Utrecht erhielten die Briten im Jahr 1713 das Gebiet zugesprochen, seit 1830 gehört es zur britischen Kronkolonie. Seitdem versuchten die Spanier häufiger die Festung zurückzuerobern, scheiterten allerdings.
Bis heute sorgt Gibraltar für Spannungen zwischen Großbritannien und Spanien. Von 1969 bis 1985 war die Grenze von Spanien nach Gibraltar geschlossen. Allein in den ersten zehn Monaten des Jahres 2023 hat die Küstenwache von Gibraltar 382 mutwillige Verletzungen ihres Seegebiets durch die spanische Marine festgestellt. Nach spanischer Auffassung hat Gibraltar allerdings nur Anspruch auf das auf der Landkarte unten dargestellte Gebiet, welches durch eine rote Grenzlinie bezeichnet ist, und das den Bedingungen des »Vertrags von Utrecht« zuzüglich kleinerer späterer Erweiterungen entsprechen soll.
Gibraltar und seine »Schutzmacht« Großbritannien sind jedoch der Auffassung, dass als internationale Seegrenze von Gibraltar die UN-Seerechtskonvention von 1982 maßgeblich ist, der zufolge für die Bucht von Algeciras das Mittellinien-Prinzip gilt und für die Seegrenze ins offene Mittelmeer im Süden und Osten Gibraltars eine britische 3-Meilen Zone. Diese Variante der Seegrenze ist auf der Karte in violett dargestellt. Spanien ist 1997 der UN Seerechtskonvention beigetreten, deren Kernidee ist, »dass kein Land eine trockene Meeresgrenze haben soll«.
Im September 2023 hat sich die in Andalusien mitregierende rechtspopulistische Partei VOX beschwert, dass die Landkarten des andalusischen Ministeriums für Landwirtschaft und Fischerei als Seegrenze von Gibraltar die Grenze zeigen, die der Rechtsauffassung von Gibraltar und der UNO entspricht. Diese Landkarten basieren auf dem frei zugänglichen Kartenmaterial von OpenStreetMap.org. Daraufhin hat die andalusische Landesregierung diese Karten von ihrer Webseite entfernt.
Hinter der spanischen Grenzstadt La Línea de la Concepción, befindet sich eine Hügelkette, die etwa so hoch ist wie der Affenfelsen. Dort gibt es vier große militärische Einrichtungen des spanischen »Campamento Militar La Almoraima«. In die Hügel sind Bunker eingelassen, deren Geschützöffnungen alle auf die Bucht von Algeciras gerichtet sind. Dabei sind Großbritannien und Spanien ja eigentlich NATO-Bündnispartner. Dennoch ließ der britische Premierminister David Cameron im Jahr 2016 am Tag nach der Brexit-Abstimmung das Atom-U-Boot »HMS Ambush« in den Hafen von Gibraltar einlaufen – als Warnung, dass Spanien diese Abstimmung keinesfalls für Ansprüche auf Gibraltar nutzen sollte.
Militärisch ist die Straße von Gibraltar von großer Bedeutung, sie verbindet das Mittelmeer mit dem Atlantischen Ozean. In dem Kriegs-Film »Das Boot« wurde diese militärische Bedeutung eindrucksvoll dargestellt.
Politik in Gibraltar
Mit 34.571 Einwohnern hat Gibraltar gerade mal die Einwohnerzahl einer Kleinstadt. Dennoch muss die lokale Politik alle Ämter eines souveränen Staates abdecken und nicht nur die Themen, mit denen normalerweise ein »Stadtrat« konfrontiert ist.
So ist etwa der Hafen von Gibraltar ja kein kleiner Jachthafen, sondern einer der wichtigsten Handelshäfen und Marinestützpunkte in der Region, benötigt also einen Minister, der für die »Port Authority« zuständig ist und damit auch für den Umgang mit den ständigen Provokationen der spanischen Kriegsmarine in der Bucht von Algeciras sowie mit dem Aufbringen von Drogenschiffen aus aller Welt.
Der Bildungsminister muss nicht nur lokale Schulen bauen oder instand halten, sondern auch für die Lehrerausbildung und die fachlichen Inhalte des Schulbetriebs sorgen. Der Wirtschaftsminister ist für die Regulierung der vielen international operierenden Glücksspielfirmen in Gibraltar zuständig. Der Gesundheitsminister muss für die Formulierung und Durchsetzung der Anti-Covid Strategie und für die Beschaffung von Impfstoff sorgen.
Der Chief Minister sitzt mit am Verhandlungstisch, wenn es zwischen Großbritannien, Spanien und der EU um einen Sonderstatus für Gibraltar im Schengen-Raum geht. Der Innenminister muss für die Sicherheit an der Grenze zu Spanien und des internationalen Flughafens von Gibraltar sowie für die Beschlagnahmung von Schiffen, Bargeld und Gebäuden sorgen, die internationalen Sanktionen unterliegen, usw.
In Gibraltar ringen neben einigen unabhängigen Kandidaten faktisch zwei sozialdemokratische Parteien um die politische Macht.
Die GSLP (Gibraltar Socialist Labour Party) ist ein Wahlbündnis der Sozialisten mit den Liberalen (LPG). Die Partei hat starke Verbindungen mit der britischen Labour Party, welche vor dem Brexit die GSLP im Europäischen Parlament vertreten hat.
Die GSD (Gibraltar Social Democrats) sind trotz ihres Namens die liberal-konservative Partei Gibraltars.
Zur Parlamentswahl vom 12. Oktober 2023 war die GSD mit dem Versprechen, zur Wahl angetreten, die öffentliche Verschuldung zu vermindern. Nach elf Jahren GSLP-Regierung sei es Zeit für einen Wechsel, während die GSLP in turbulenten Zeiten alles beim Alten lassen möchte.
Die Parlamentswahlen konnte die GSLP des amtierenden Chief Ministers Fabian Picardo mit 49,9% der abgegebenen Stimmen knapp gegen die GSD von Keith Azorpadi für sich entscheiden. Im neuen Parlament erhält die GSLP 9, die GSD 8 Sitze. Bei einer Wahlbeteiligung von 76% haben 19.256 Wähler an der Parlamentswahl teilgenommen.
In beiden Parteien haben sich namhafte alt gediente Parteifunktionäre am 12. Oktober nicht mehr zur Wahl gestellt, so dass beide Parteien im neuen Parlament von einer verjüngten Mannschaft repräsentiert werden. So traten die aktuellen Minister Samantha Sacramento, Albert Isola und Paul Balban ebenso wie der Führer der Liberalen Steven Linares nicht mehr zur Wahl an.
Insgesamt besteht das Parlament von Gibraltar aus 17 Abgeordneten. Jeder Wähler hat 10 Stimmen, die er nach eigener Vorliebe auf die zur Wahl stehenden Kandidaten einer Partei oder verschiedener Parteien verteilen kann. Daher kann es durchaus passieren, dass eine Partei die Mehrheit der Stimmen bekommt, aber nicht die Mehrheit der Abgeordnetensitze. Z.B. 1988 erhielt die GSLP 58,2% der abgegebenen Stimmen, aber nur 8 der 17 Abgeordnetenmandate. Ein 18. Abgeordneter, nämlich der Parlamentssprecher, wird von den 17 gewählten Abgeordneten ernannt.
Der britische König hat für Gibraltar einen Gouverneur eingesetzt, der die britische Krone in Gibraltar repräsentiert. Im Jahr 2023 ist Vizeadmiral Sir David Steel der britische Gouverneur von Gibraltar. Auf Vorschlag der bei der Parlamentswahl siegreichen Partei ernennt der Gouverneur den Chefminister, der vom Rang vergleichbar ist mit dem deutschen Bundeskanzler.
Alter und neuer Chief Minister ist 2023 Fabian Picardo. Der Chefminister beruft aus den 17 Abgeordneten die 9 bis 10 Minister, die vom Gouverneur bestätigt werden. Nach der knappen Wahl von 2023 wird also mindestens ein Abgeordneter der unterlegenen Partei ein Ministeramt bekleiden. Die übrigen 7 Abgeordneten bilden sodann »Seiner Majestät allerloyalste Opposition«. Die Opposition wird in Gibraltar auch »Schattenkabinett« genannt. Die aktuelle Ministerliste findest du hier.
Die UNO führt Gibraltar als britische Kolonie, während Gibraltar betont, ein eigenständiger Staat unter der britischen Monarchie zu sein. Z.B. hat Gibraltar eine eigene Fußball-Nationalmannschaft, die an den Turnieren der UEFA und der FIFA teilnimmt.
Beide Parteien betonen die nicht verhandelbare Zugehörigkeit zur britischen Krone und lehnen alle Versuche Spaniens ab, Gibraltar »zurück« zu holen oder wenigstens auf dem Felsen mitregieren zu dürfen. Die GSD ist Spanien gegenüber weniger aggressiv eingestellt als die GSLD. Beide Parteien wissen, dass die Wirtschaft Gibraltars nur funktionieren kann, wenn die Grenze zur EU, und damit nach Spanien, offen bleibt.
Nachtleben im subtropischen Klima
Zahlreiche Bistros und Restaurants bieten kulinarische Köstlichkeiten an. Zur Auswahl stehen frische Meeresfrüchte sowie spanische, britische, französische, chinesische und indische Restaurants. Zum Feiern gibt es mehrere Nachtclubs sowie Diskotheken, die wie üblich im Mittelmeerraum bis in den frühen Morgen geöffnet haben. Ebenso hat der Komplex des Casinos, zu dem ein Restaurant, ein Nachtclub sowie die Spielsäle gehören, bis in die Morgenstunden geöffnet. Während der Sommermonate gibt es zusätzlich ein Dachrestaurant.
Gibraltar ist in Europa der bedeutendste Anbieter von Online-Glücksspiel. Falls im Brexit keine Sonderkonditionen für Gibraltar vereinbart werden, droht die Abwanderung vieler dieser Firmen nach Malta.
Gibraltar ist auch ein verschwiegenes Hochzeitsparadies. John Lennon und Yoko Ono wählten im März 1969 Gibraltar für ihre Hochzeit, um sich der internationalen Klatschpresse zu entziehen. Der Affenfelsen war damals wegen Francos Blockadepolitik kaum zugänglich. Nur der hippe Londoner Starfotograf David Nutter durfte die Hochzeit fotografieren. Nutter lieh 1970 in New York die Fotos an Lennons Biografen Anthony Fawcett aus. Die Fotos wurden aus Fawcetts Hotelzimmer gestohlen und sind seither nicht wieder aufgetaucht. Auch das FBI konnte die Fotos, die einen Marktwert von 150.000 Dollar haben, nicht herbeischaffen. Im Juni 2023 sind Kopien der Fotos einer Zeitung in Gibraltar von einer anonymen Frau aus den USA angeboten worden. Die Frau hatte 2010 die Fotos im Schreibtisch ihres Chefs entdeckt und Kopien gemacht.
Nachdem nun auch die Iren für eine Lockerung der Abtreibung votiert haben, ist Gibraltar das einzige Territorium in der EU, in dem Abtreibung mit Gefängnis bestraft wird, und zwar nach Sektion 162 des 2011 verabschiedeten Crimes Act von Gibraltar. Die Regierung von Gibraltar hat sich ausdrücklich gegen eine Lockerung ausgesprochen, »weil es genügt, dass schon die gleichgeschlechtliche Zivilehe eingeführt wurde«.
Naturliebhaber sind von der Vegetation sowie von den zahlreichen Arten von Zugvögeln, die hier einen Halt einlegen, begeistert. Insgesamt gehören fünf Strände, unter anderem der Eastern Bay, der Catalan Bay sowie der Sandy Bay zu Gibraltar.
Verkehrsregeln in Gibraltar
Obwohl sich Gibraltar very british gibt, wurde dort bereits 1936 der Rechtsverkehr eingeführt. Es gab einfach zu viele Touristen, die mit dem Linksverkehr gar nicht zurechtkamen. Dennoch findet Gibraltars Transportminister Paul Balban, dass sich immer noch zu viele Autofahrer im Straßenverkehr auf der Halbinsel unangemessen verhalten und führt daher für das Jahr 2023 das britische Punktesystem ein:
Je nach Schwere des Verkehrsvergehens kann die Polizei 1 bis 10 Strafpunkte vergeben. Ein Punktestand von 12 Punkten innerhalb eines beliebigen Zeitraums von 3 Jahren führt automatisch zu einem sechsmonatigen Entzug der Fahrerlaubnis. Wer den Führerschein erst seit zwei Jahren besitzt, wird ihn bereits nach 7 Punkten wieder los.
Die Strafpunkte werden zusätzlich zu den Geldstrafen für Verkehrsverstöße verhängt. Diese Geldstrafen wurden 2022 verdoppelt. Ausländer sollten vor allem darauf achten, auf ganz Gibraltar eine Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h einzuhalten, sowie auf den engen Straßen der Innenstadt von 30 km/h.
Einreise nach Gibraltar
Seit Langem verhandeln Spanien, Gibraltar und Großbritannien über großzügigere Grenzregelungen zwischen Gibraltar und Spanien. Dazu soll Gibraltar akzeptieren, dass seine Außengrenze von Beamten der EU-Grenzpolizei Frontex geschützt wird. Ob die Verhandlungen zu einem Ergebnis führen, ist offen.
Daher hat Spanien am 12. Oktober 2022 verboten, dass unbegleitete Minderjährige unter 18 Jahren die Grenze passieren dürfen. Für sie ist immer eine erwachsene Begleitperson erforderlich. Falls diese Begleitperson nicht der leibliche Vater oder die leibliche Mutter sind, muss eine schriftliche Einverständniserklärung der Eltern vorliegen. Im Fall von Gruppen wie z.B. jugendlichen Sportvereinen ist eine Anmeldung am Vortag erforderlich.
Deutsche Touristen, die aus Spanien kommend Gibraltar besuchen möchten, benötigen bis auf Weiteres nur ihren EU-Personalausweis. Das gilt auch für Reisende aus den meisten EU-Staaten. Reisende aus Drittstaaten benötigen einen Reisepass.
Wer mit dem Flugzeug aus Großbritannien nach Gibraltar reist, muss auf Unannehmlichkeiten gefasst sein. Bei Problemen auf dem Flughafen von Gibraltar wird nämlich als Ausweichflughafen der Flughafen Málaga angeflogen. So musste eine Maschine der British Airways aus Manchester in Málaga landen, wegen schlechten Wetters auf dem Flugplatz von Gibraltar. Die Passagiere für den Rückflug aus Gibraltar nach London wurden daraufhin mit dem gleichen Bus nach Málaga gebracht, der die in Málaga gestrandeten Passagiere nach Gibraltar transportiert hatte. Mittlerweile hatte der BA Pilot in Málaga aber seine erlaubte Flugzeit überschritten, sodass er am gleichen Tag nicht mehr Richtung Großbritannien starten durfte. Die britischen Passagiere mussten sehen, wo sie die Nacht verbringen konnten und verpassten natürlich auch ihre Anschlussflüge.
Die Crew einer anderen BA Maschine, die ebenfalls den Ausweichflughafen Málaga anstelle von Gibraltar ansteuern musste, erlaubte ihren Passagieren nicht, in einen Bus nach Gibraltar einzusteigen, weil die Gibraltarer kein Visum für die Europäische Union in ihren Pässen hatten. Dabei hätten die Passagiere aus Gibraltar so ein Visum gar nicht gebraucht. BA hat dann später eine Entschädigung gezahlt.
Andalusien Reiseführer
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