Die spanische Kolonialgeschichte in Nordamerika
INHALT
- Alaska Española
- Spanien – nordamerikanische Supermacht mit Dólar
- Der Krieg um Kuba zwischen Spanien und den USA – Beginn einer neuen Weltordnung
Alaska Española
Aus dem Geschichtsunterricht hast du vielleicht behalten, dass Spanien fast ganz Südamerika, Mittelamerika und die Karibik beherrschte, dass Kalifornien zu Spanien und später zu Mexiko gehörte, ehe es 1846 von den USA erobert wurde, dass die USA den Spaniern Florida für 5 Millionen Dollar abgekauft und den Mexikanern 1845 Texas nach einem kurzen Krieg entrissen haben.
Aber wusstest du, dass Spanien Festungen und Handelsposten an der ganzen nordamerikanischen Küste bis nach Alaska besaß, zu einer Zeit, als die USA gerade unabhängig geworden waren und noch nichts von einer Landverbindung mit Kalifornien von den 13 Vereinigten Staaten in Richtung Westen ahnten? Immerhin lag ja damals noch Louisiana, das französische Nordamerika westlich des Mississippis, dazwischen.
Missionsstationen an der amerikanischen Westküste
1769 gründeten die Spanier an der kalifornischen Küste 22 Missionsstationen. Auch die Briten errichteten einige Handelsposten. Insgesamt gab es an der nordamerikanischen Pazifikküste nur wenige Hundert Europäer, so dass von einer echten Landnahme durch eine europäische Kolonialmacht keine Rede sein konnte. Sogar noch im Jahr 1836 lebten in Kalifornien erst 5.000 Europäer, unter 150.000 Indianern. Erst 1775 war ein spanisches Schiff in die Bucht von San Francisco eingefahren und hatte dort für Spanien die Landmarke Nr. 224 gesetzt.
1774 ankerte das spanische Kriegsschiff Santiago unter Kapitän Juan José Pérez Hernández vor der Insel Nutca (heute Vancouver Island). Perez nannte die Bucht Nutca nach dem dortigen Indianerstamm der Nuu-chah-nuth. Wegen ungenügender Vorräte musste Perez von Nutca nach Mexico zurückkehren. 1778 landete der britische Seefahrer James Cook auf der Insel Bligh im König-Georgs-Sund (auf der Rückseite der Vancouver Insel) und setzte dort eine Landmarke. Von China aus versuchten britische Handelsschiffe Nutca anzulaufen und für Großbritannien in Besitz zu nehmen.
1787 bekamen Pérez und Gonzales Lopez de Haro die Aufgabe, nach Norden bis zum 65. Breitengrad zu segeln um Gebiete für Spanien in Besitz zu nehmen, ehe die Russen dort Fuß fassen könnten. Unterwegs zerstritten sich die beiden Kapitäne und Lopez de Haro segelte alleine weiter nach Alaska. Dort erfuhr er, dass zwei russische Kriegsschiffe nach Nutca geschickt würden. Zudem errichtete der britische Kaufmann John Meares 1788 einen Handelsposten in Nutca.
1789 wurde daraufhin das spanische Kriegsschiff Princesa y San Carlos unter dem Kapitän Esteban José Martínez aus Sevilla nach Nutca geschickt. Martínez beschlagnahmte in Nutca einige britische Handelsschiffe und ließ zwei US-amerikanische Schiffe weiterfahren, deren Kapitäne behauptet hatten, sie seien wegen schlechtem Wetters dort gelandet. Martínez errichtete auf der Insel die Festung Fuerte San Miguel und den spanische Handelsposten Santa Cruz de Nutca. Ab April 1790 wurden in Fuerte San Miguel 76 katalanische Soldaten stationiert. Bereits 1795 zog sich die spanische Truppe aber wieder zurück.
1789 stachen Alejandro Malaspina und José de Bustamente y Guerra mit der Korvette »Discubierta« in Cádiz in See. Sie sollten alle spanischen Besitzungen im Pazifik inspizieren. Sie segelten um das Kap Hoorn die ganze Pazifikküste hinauf bis nach Alaska, ankerten in Yakutat und Valdez und fuhren wieder zurück nach Mexiko und weiter nach Manila. Von dort über Neuseeland zurück nach Cádiz wo sie 1794 ankamen. Die Gebiete, die sie in Alaska besucht hatten, wurden als spanische Provinz Nutca in Besitz genommen.
Russland besetzt Gebiete im heutigen Alaska
1890 kam dann auch das Kaiserreich Russland ins Spiel. Die Russen besetzten die Insel Kodiak und gründeten 1798 den Handelsposten Novo Archangelsk, der bei Spaniern und Briten als Sitka bekannt war. 1812 kam in Nord-Kalifornien mit Fort Ross der südlichste Außenposten von Russisch-Amerika hinzu. Beides also mitten im »spanischen Hoheitsgebiet«. 1867 verkaufte Russland Alaska (Russisch-Amerika) für 7,2 Millionen Dollar an die USA.
Soweit an der nördlichen amerikanischen Pazifikküste überhaupt dauerhafte Handelsposten errichtet wurden, war deren Versorgung nur durch Schiffe gesichert, die von China, Japan oder den Philippinen aus dort hin segelten. Auf dem Rückweg nahmen sie wertvolle Pelze nach Asien mit. Der Landweg aus Kanada an die Pazifikküste wurde erst 1808 von einem kanadischen Trapper entdeckt.
Mehrfach schien ein großer Seekrieg zwischen Spanien und Großbritannien im Nordpazifik unmittelbar bevorzustehen, wurde aber immer rechtzeitig abgeblasen, weil die Kontrahenten die entfernten Gebiete an der nördlichen Pazifikküste als zu unwichtig für eine große militärische Auseinandersetzung einschätzten.
Für die Spanier waren die Gebiete nördlich von Kalifornien auf Dauer zu abgelegen und unwirtlich. Sie gaben daher im »Adams-Onis-Vertrag« mit den USA 1819 alle Ansprüche auf die Gebiete auf. In diesem Vertrag verkaufte Spanien auch Florida für 5 Millionen Dollar an die USA und erhielt die Zusicherung, dass die USA die spanische Hoheit über Texas, Kalifornien und die südlichen Rocky Mountains als »Vize-Königreich Neu-Spanien« respektieren würden.
Spanien – nordamerikanische Supermacht mit Dólar
Heute sind die USA eine weltweit agierende Supermacht mit dem US Dollar als Welt-Leitwährung. Spanien ist eine lokale Mittelmacht in der europäischen Euro-Zone. Das war nicht immer so.
Im 16. Jahrhundert kreierte Hieronymus Schlick in Böhmen den »Joachimsthaler«, eine Silbermünze aus 451 Troy Grains Silber, was einem Feingewicht von 29,2 Gramm entsprach. Diese Münze erfreute sich in Europa schnell großer Beliebtheit, aus Thaler wurde Dollar. Er verbreitete sich über Burgund, die Niederlande und Spanien auf den amerikanischen Kontinent. Wo der spanische Silberdollar bald auch in Mexiko, Bolivien und Peru hergestellt wurde und sich bis in die britischen Kolonien in Nordamerika seinen Weg bahnte.
Kurz nachdem die Vereinigten Staaten unabhängig geworden waren, hielt Thomas Jefferson, der Autor der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung, Spanien für die amerikanische Supermacht und forderte, dass die jungen USA gute Beziehungen mit Spanien anstreben sollten. Die bisherige Geschichtsschreibung über Amerika sei weitgehend in Spanisch verfasst. Jefferson schrieb an seine Tochter Mary, sie solle fleißig Spanisch lernen, indem sie jeden Tag zehn Seiten aus dem spanischen Roman »Don Quijote« durcharbeiten sollte. Er selbst hatte sich Spanisch auf die gleiche Weise beigebracht.
Als gängiges Zahlungsmittel im Welthandel mit dem amerikanischen Kontinent wurde der spanische Silberdollar (offiziell Peso) genutzt, der in Virginia unter der britischen Verwaltung sogar offizielles Zahlungsmittel war, da in den 13 britischen Kolonien Münzgeld aus Großbritannien ständig knapp war. Jefferson erklärte mit dem »Coinage Act« von 1792 den US-Silberdollar mit 24,057 gr Feinsilber als paritätisch mit dem spanischen Silberdollar (27,07 Gramm Feinsilber). Durch seinen Silbergehalt blieb der spanische Silberdollar ein zuverlässiges und auf dem ganzen amerikanischen Kontinent akzeptiertes Zahlungsmittel, in den USA bis zum »Coinage Act« von 1857.
Sogar chinesische Schriftzeichen wurden in den Kopf des spanischen Kaisers Carlos IV gestanzt, damit der spanische Silberdollar im China-Handel als offizielles Zahlungsmittel genutzt werden konnte. Die Briten stanzten den Kopf des britischen Königs George in den Hals von Carlos IV auf der spanischen Silbermünze und benutzten ihn ebenfalls im Welthandel. Die Australier stanzten in die Mitte ein Loch, damit er als australischer Silberdollar von den britischen Münzen unterscheidbar blieb.
Der Krieg um Kuba zwischen Spanien und den USA – Beginn einer neuen Weltordnung
Nachdem Spanien seine gesamten Kolonien in Süd- und Mittelamerika durch lokale Revolutionen verloren hatte, verblieben nur noch Inseln im Pazifik und in der Karibik als Überreste des stolzen Weltreiches sowie einige Enklaven in Afrika.
Einen Aufschwung hingegen erlebten die USA durch den immer größeren Zustrom hoch motivierter Menschen, insbesondere aus dem von Adeligen beherrschten Europa, die aus eigenem Fleiß eine neue Lebensperspektive aufbauen und in Freiheit leben wollten. Mit der Monroe-Doktrin hatten die USA den amerikanischen Kontinent zu ihrem Einfluss-Gebiet erklärt, in dem es keiner der traditionellen Kolonialmächte gestattet sein sollte, Kolonien zu besitzen oder zu errichten. Im Gegenzug wollten die USA die Europäer in Europa in Ruhe lassen.
Schon 1854 wollten die USA den Spaniern Kuba abkaufen. Insbesondere die Südstaaten der USA erhofften sich davon eine Stärkung der Sklaven haltenden Staaten sowie eine Nachschubbasis für weitere Sklaven, nachdem der Import von Sklaven aus Afrika in Verruf gekommen war. Doch die Spanier lehnten das Angebot brüsk ab. Die USA, die eigentlich Kolonialismus in ihrer Umgebung nicht mehr dulden wollten, schreckten aber davor zurück, in Kuba einzugreifen, weil die Spanier sie warnten, dass Kuba ein von Schwarzen regierter US-Bundesstaat sein würde. Durch den amerikanischen Bürgerkrieg waren die USA danach abgelenkt, die Forderung weiter zu verfolgen. Aber die Produktivität der US-Wirtschaft stieg so stark an, dass die USA als Absatzmarkt für die Abnahme der produzierten Güter nicht mehr ausreichten. Japan, China aber auch Kuba wurden als neue Absatzmärkte interessant.
Einem größeren Einfluss der USA in Ostasien standen die weite Entfernung über den Pazifik hinweg und der fast völlige Mangel an Stützpunkten im Pazifik und in Ostasien im Weg. 1859 hatten die USA lediglich die Midway-Inseln entdeckt und 1867 annektiert.
Ab 1876 traten zudem mit Japan, Belgien und Deutschland neue Mächte ins Rampenlicht, die für sich einen Platz an der Sonne mit eigenen Kolonien begehrten. Deutschland errichtete in der Südsee eine Reihe von Handelsposten auf Tonga, auf Nauru, den Solomon- und Marschall-Inseln, im Bismarck-Archipel und im Westen von Neu-Guinea (Kaiser-Wilhelms-Land), die als Schutzgebiete des jungen Deutschen Reiches ausgewiesen wurden um der deutschen Handelsflotte den Palmöl-Handel zwischen Melbourne, San Francisco und Valparaíso zu ermöglichen.
Einfluss der USA in Kuba wächst
Um 1890 waren die Indianerkriege zu Ende und die USA hatten die vollständige Kontrolle über ihr Territorium erzielt. Amerikanische Unternehmer hatten auf Kuba investiert. Viele Kubaner wollten den südamerikanischen Staaten nicht mehr nachstehen, die bereits seit längerer Zeit ihre Unabhängigkeit von Portugal und Spanien erkämpft hatten. Es kam zu Aufständen unter dem legendären Schriftsteller und Partisanenführer José Marti gegen die spanischen Kolonialherren. Daher befürchteten die USA Übergriffe der kubanischen Rebellen auf die auf Kuba tätigen US-Unternehmer, die dort Zuckerplantagen unterhielten. Die Spanier behinderten zudem den Export des Zuckers in die USA durch hohe Zölle.
Die Exilkubaner in New York machten ordentlich Stimmung für ein Eingreifen der USA und schickten Waffen an die Rebellen. Der Zeitungsunternehmer William Randolph Hearst und der Journalist Joseph Pulitzer griffen diese Stimmung auf und entfachten eine Hetzkampagne zugunsten eines kriegerischen Eingreifens, um die Zeitungsauflage zu steigern. Die Spanier schickten den General Valeriano Weyler als neuen Gouverneur nach Kuba, der dort erstmals etwas einführte, das den USA später im Vietnamkrieg zum Verhängnis wurde: Damit die Rebellen keinen Zugriff auf die Bevölkerung erhielten, wurden die Menschen zu ihrem ‚Schutz’ in Konzentrationslagern zusammengepfercht. 300.000 Zivilisten starben dort überwiegend an Hunger. Auch diese Zustände wurden von der Hearst Presse ausgeschlachtet.
Beginn des Spanisch-Amerikanischen Krieges
1898 schickten die USA das Schlachtschiff »Maine« in den kubanischen Hafen von Havanna um die US-Bürger auf Kuba ggfls. zu schützen. Der Kapitän hatte Anweisung, keine Kriegshandlungen gegen die Spanier zu unternehmen. Es kam auf dem Schiff jedoch zu einer gewaltigen Explosion, so dass es mit 266 Mann an Bord sank. Bis heute ist nicht geklärt, ob die Spanier das Schiff mit einer Mine in die Luft gesprengt haben oder ob es an Bord ein Unglück gegeben hatte. Jedenfalls brachte das Ereignis in der US-Öffentlichkeit das Fass zum Überlaufen. Und Spanien tat den USA auch noch den Gefallen und erklärte den USA den Krieg. Denn eine US-Flotte hatte den Hafen von Santiago de Cuba blockiert, in dem sich eine spanische Flotte befand. Das interpretierten die Spanier als Kriegsgrund.
Der Spanisch-Amerikanische Krieg dauerte nur 4 Monate, aber es bewahrheitete sich die Weisheit, dass jeder Krieg eine Eigendynamik entwickelt, die man vorher in keinen Planungen üben kann. Die Amerikaner schlugen zur Verblüffung der Spanier zuerst auf den Philippinen zu. Eine US-Flotte unter Commodore George Dewey zerstörte in der Bucht von Manila die dort ankernde spanische Flotte und griff im Zusammenspiel mit lokalen Rebellen die Spanier auf den philippinischen Inseln an. Die Spanier kapitulierten. Zuvor hatte noch ein deutsches Geschwader unter dem Kommando von Otto von Diederich die US-Flotte bedroht, drehte dann aber ab (»Manila-Zwischenfall«). Denn der deutsche Kaiser hatte angeordnet »Manila müssen wir haben«. Immerhin hatten die Deutschen durch ihre Drohgebärde gezeigt, dass sie ebenfalls Appetit auf Besitzungen im Pazifik hatten. Das sollte später noch belohnt werden.
Der US-Kreuzer »USS Charleston« steuerte die spanische Pazifik-Insel Guam an. Der spanische Gouverneur von Guam war noch gar nicht informiert worden, dass Spanien sich im Krieg mit den USA befand. Er ging an Bord des Zerstörers um etwas Schießpulver für einen Willkommens-Salut zu erbitten. Die Amerikaner behielten ihn gleich da und nötigten ihn zur Kapitulation. Als »Beifang« der amerikanischen Bestrebungen, eine Logistikkette zwischen den USA und Ostasien einzurichten, stellten die USA das bis dahin unabhängige Hawaii unter ihre Oberhoheit. Die ursprüngliche Bevölkerung von Hawaii war durch von Europäern eingeschleppte Infektionskrankheiten von 500.000 Einwohnern auf 70.000 reduziert. 1901 errichtete der US-Unternehmer Dole auf Hawaii Ananas-Plantagen und holte viele Arbeiter aus China und Japan auf die Inseln. Hawaii wurde erst im Jahr 1959 als gleichberechtigter 51. Bundesstaat der USA aufgenommen.
Vor Kuba belagerte die US-Flotte weiterhin den Hafen von Santiago de Cuba. Als die spanische Flotte die Blockade durchbrechen wollte, wurden alle spanischen Schiffe von der US-Flotte versenkt. Gleichzeitig sollten die Rebellen im Hinterland durch 15.000 US Soldaten unterstützt werden, Dazu nahmen die US-Truppen den Stützpunkt Guantanamo Bay ein, den sie später pachteten und bis heute benutzen, insbesondere als Gefängnis für islamische Terroristen.
Unter den US-Truppen befanden sich 5.000 Mann US-Kavallerie. Unglücklicherweise hatte es die US-Marine versäumt, die Pferde aus dem US-Hafen Tampa nach Kuba zu bringen, so dass die »Rough Riders« in der Schlacht um den San-Juan-Hügel zu Fuß kämpfen mussten. Ihr Anführer war Theodore (»Teddy«) Roosevelt, der später Präsident der USA wurde. Roosevelt war die Art von Haudegen, der später in Filmen so treffend von John Wayne verkörpert wurde. Teddy Roosevelt prägte zu seiner Zeit das amerikanische Männlichkeits-Ideal.
Von den 5.000 Soldatenleben, die der Krieg auf Kuba forderte, starben 4.400 an Tropenkrankheiten. Nachdem die Spanier sich geschlagen geben mussten, unterschrieb Jules Cambon, der französische Gesandte in den USA, für Spanien in Paris einen Friedensvertrag. Spanien musste Kuba, die Philippinen, Guam und Puerto Rico an die USA abtreten. Als Entschädigung erhielt Spanien 20 Millionen US-Dollar, nach heutigem Wert ungefähr 570 Millionen Dollar. Ja, und Deutschland erhielt in der Südsee die Karolinen-Inseln, die nördlichen Marianen und Palau zugesprochen. Dafür zahlte Deutschland 25 Millionen Peseten an Spanien. Spanien erhielt das Recht, die dortigen Stützpunkte mit zu benutzen.
USA übernehmen Spaniens Rolle als Großmacht
Während der Niederschlagung des chinesischen Boxeraufstands in den Jahren 1900 und 1901 kam den USA ihre neue Militärbasis auf den Philippinen bereits zugute. Zusammen mit Truppen aus Großbritannien, Deutschland, Frankreich, Italien, Russland, Österreich und Japan, die unter dem Kommando des deutschen Feldmarschalls Alfred Graf von Waldersee standen, besiegten sie das Heer des chinesischen Kaisers und der aufständischen Boxer. Anschließend setzten die USA ihre neue Doktrin durch, dass alle Länder gleichberechtigt in China Handel treiben durften. Damit waren die asiatischen Märkte zur Aufnahme des US-amerikanischen Warenstroms geöffnet.
Der »Manila-Zwischenfall« und das unkoordinierte Vorgehen von US-Truppen und US-Marine in Kuba hatten noch ein anderes Nachspiel: Nach dem preußischen Vorbild des Großen Generalstabs installierte die US-Regierung den Joint Chief of Staff, der bis heute die Kriege der USA plant und koordiniert. Als erstes Anwendungsbeispiel wurde ein Kriegsplan gegen Deutschland entworfen, der so genannte War Plan Black. So hatten die US-Militärs schon eine Idee, als sie im Ersten Weltkrieg in den Krieg gegen Deutschland eingriffen.
Für die Spanier war nach dem Verlust ihres Weltreichs auch ihr inneres Weltbild zusammengebrochen. Während sich Spaniens Intellektuelle und Aristokraten ihrem Weltschmerz hingaben, waren in Katalonien und im Baskenland moderne Industrien entstanden, die in dem aristokratisch regierten Staat wie ein Fremdkörper wirkten. Die neue Arbeiterschaft organisierte sich in anarchistischen Arbeiterkomitees und betrieb die Loslösung Kataloniens und des Baskenlandes von Spanien, die bis heute als Spaltpilz wirkt.
Faktisch waren die USA durch den Krieg um Kuba in den Kreis der Kolonialmächte eingetreten. Während die traditionellen Kolonialmächte jedoch ihre Kolonien als Ausbeutungsobjekt betrieben und damit die Unabhängigkeitsbestrebungen der Befreiungsbewegungen ankurbelten, beließen die USA es in ihren Kolonien bei der formalen Selbstregierung der Einheimischen. Durch das Platt-Amendment von 1901 wurde Kuba bis 1934 ein Protektorat der USA. Mit der »Roosevelt-Corollary« von1904 (einer Ergänzung der Monroe-Doktrin) beanspruchten die USA eine Art Polizeigewalt für den süd- und mittelamerikanischen »Hinterhof« der USA.
Amerikanische Konzerne wie die United Fruit Company und der »Dollar-Imperialismus« der USA übten direkten Einfluss auf die Regierungen dieser Länder aus. Die USA hielten sich für eine überlegene Nation, deren Aufgabe es sei, primitivere Völker an die amerikanische Zivilisation und Freiheitsideale heranzuführen.
Mit der Fertigstellung des Panamakanals 1914 konnten die USA ihre Weltmachtambitionen nachdrücklich umsetzen. Vorher hatten sie das Gebiet Kolumbien entrissen und den Staat Panama gegründet.
Von Wolfgang Zöllner
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