Cannabiskonsum in Spanien – aktuelle Gesetze & Regelungen
Seit der private Besitz und Konsum von Cannabis in Deutschland entkriminalisiert wurde, stellt sich die Frage, ob deutsche Touristen Cannabis nach Spanien mitbringen und in Spanien konsumieren dürfen.
Man nimmt an, dass Cannabis sich vor einigen Tausend Jahren von der Iberischen Halbinsel nach Europa ausgebreitet hat. Später, in der Zeit der kolonialen Entdeckungen, wurde in Spanien viel Hanf angebaut, um daraus Segel für die Schiffe zu machen. So kam der Hanf auch nach Amerika, wo sich die spirituellen Bräuche der Ureinwohner die berauschenden Eigenschaften des Cannabis zunutze machten, welche die Spanier wiederum nach Hause zurückbrachten. Auch das Rauchen von Tabak kam ja als neue Gewohnheit aus Amerika nach Europa.
Besitz & Anbau von Cannabis in Spanien
Der spanische Staat stellt privaten Besitz und Gebrauch von Cannabis sowie den Anbau für den eigenen Gebrauch in den eigenen vier Wänden nicht unter Strafe, sehr wohl jedoch den Anbau, den Verkauf und den Transport in der Öffentlichkeit. Dies führt zu spitzfindigen Auslegungen. So ist der Anbau von Cannabispflanzen auf dem Balkon straffrei, weil der Balkon – obwohl öffentlich sichtbar – zur Privatwohnung gehört.
Die spanische Gerichtsbarkeit betont jedoch, dass Straffreiheit nicht gleichzeitig bedeutet, dass Anbau und Gebrauch von Cannabis legal seien. Dass es so ist, erkennt man z.B. daran, dass in Spanien eine Null-Toleranz-Politik für Cannabis am Steuer gilt, während in Deutschland 0,35 Nanogramm THC pro Milliliter Blutserum straffrei bleiben-
Hinzu kommt, dass Anbau und Genuss von Cannabis in den autonomen Regionen sehr unterschiedlich gesehen wird. Anbau, Transport und Handel von Cannabis liegen in der ausschließlichen Gesetzgebungskompetenz der Zentralregierung, während die autonomen Regionen nur den privaten Umgang mit Cannabis regeln dürfen.
Cannabis Social Clubs in Spanien
Während Katalonien und das Baskenland sehr freizügig damit umgehen, sieht Andalusien Cannabis sehr kritisch. Um in dieser Grauzone nicht in die Mühlen der unterschiedlichen Gerichtsbarkeiten zu geraten, haben sich landesweit ca. 600 Cannabis Social Clubs (CSC) gebildet, darunter 350 in Katalonien und 75 im Baskenland.
In Katalonien soll es zwei Clubs mit mehr als 10.000 und 18 Clubs mit mehr als 1.000 Mitgliedern geben. Obwohl in Katalonien die meisten Cannabisclubs existieren, hat sich Katalonien zu Spaniens internationalem Drehkreuz für den illegalen Cannabis-Schmuggel und Transport entwickelt, gefolgt von Andalusien, wo es Cannabisclubs nur im Verborgenen gibt.
In den Clubsatzungen wird auf die Einhaltung von Mindeststandards geachtet. Die Clubs müssen sich in ein nationales Cannabis-Register eintragen und dürfen nicht für den. Cannabiskonsum werben. Sie sollen dafür sorgen, dass Cannabis nur in geringen Mengen konsumiert wird, z.B. nicht mehr als 100 Gramm pro Monat und Mitglied. Der Besitz von bis zu 25 Gramm Cannabis ist straffrei.
Der Preis, zu dem Cannabis in den Clubs an die Mitglieder abgegeben wird, muss unter dem Schwarzmarktpreis liegen und soll nur die Kosten des Anbaus und der Verwaltung decken. Die Clubs müssen Mehrwertsteuer an den Staat entrichten. Ob das tatsächlich passiert, ist unbekannt. Um all diese Fallstricke zu umgehen, wird in manchen Clubs Cannabis nicht verkauft, sondern gegen andere Waren oder Dienstleistungen getauscht.
Die Gesamtmenge des in Cannabisclubs konsumierten Cannabis wird pro Jahr auf 90 Tonnen geschätzt. In der Altersgruppe der 15- bis 64-Jährigen ist der Anteil der spanischen Cannabiskonsumenten mit 6,6% EU-weit am höchsten.
Die Clubs legen in ihren Satzungen das Mindestalter auf 18 bis 21 Jahre fest. Manche Clubs fordern von neuen Mitgliedern vor ihrer Aufnahme die Empfehlung durch ein Clubmitglied, einige begrenzen die Öffnungszeiten pro Tag auf 8 Stunden oder verbieten den gleichzeitigen Genuss von Alkohol und anderen Drogen.
Pro Tag und Mitglied dürfen maximal 2-3 Gramm Cannabis abgegeben werden, die in einigen Clubs auch nur innerhalb des Clubs konsumiert werden dürfen. Über die konsumierte Menge wird für jedes Mitglied Buch geführt. Die Cannabisclubs können Cannabis entweder in einer der Clubgröße angemessenen Menge Cannabis selbst anbauen oder bei Landwirten einkaufen. Inwieweit Cannabisclubs ausländische Mitglieder aufnehmen, ist nicht bekannt.
Weitere Cannabis-Produkte in Spanien
Cannabis wird nicht nur genutzt, um sich zuzudröhnen, sondern wird auch in vielen Cremes und Ölen für die Hautpflege oder zu medizinischen Zwecken verwendet. Hier orientiert sich Spanien stillschweigend an den EU-Vorgaben, die vorsehen, dass CBD Produkte zwischen den Mitgliedsländern gehandelt und eingeführt werden dürfen, solange der darin enthaltene Anteil des berauschenden THC unter 0,3% liegt.
Problematisch daran ist, dass die Verpackungsaufschriften der entsprechenden Öle und Cremes zwar versprechen, dass kein THC enthalten ist, es jedoch kein offiziell anerkanntes Zertifikat gibt, dass auch tatsächlich kein THC enthalten ist. Jeder Hersteller solcher Produkte kann auf die Verpackung schreiben, dass kein oder maximal 0,3% THC enthalten sind, ohne dafür geradestehen zu müssen.
Daher kann niemand sicher sein, ob ihm bei der Einreise nach Spanien CBD-Produkte weggenommen werden, wenn er kein ärztliches Attest vorweisen kann, welches bestätigt, dass das Produkt für ihn medizinisch notwendig ist und weniger als 0,3% THC enthält. Kein deutscher Arzt wird bei frei verkäuflichen CBD-Produkten die THC-Freiheit bestätigen.
Und natürlich gelten auch für Öle und Cremes mit Cannabis-Bestandteilen weiterhin alle Regeln für Flüssigkeiten im Handgepäck von Flugpassagieren.
Verfasst am 18. November 2024Kommentare
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