Verbessertes Tierschutzgesetz in Spanien

Vielleicht hast du das in Spanien auch schon erlebt: Dein Nachbar sperrt seine Wohnungstür ab und lässt seinen Hund oder die Katze für mehrere Tage alleine auf der Terrasse zurück.

Das Tier verrichtet seine Notdurft auf der Terrasse und der Hund verbellt alles, was sich in seinem Blickfeld bewegt. Bestimmt sind dir auch die vielen magern jungen Katzen aufgefallen, die draußen um die Mülltonnen herumstreifen. Und du bist mehr als ein Mal in ein Häufchen auf dem Gehsteig hineingetappt, das ein Hundebesitzer nicht entsorgt hat.

Solchen Missständen will die spanische Regierung nun mit einer Verschärfung des Tierschutzgesetzes begegnen. Die neuen Regeln sollen im September 2023 in Kraft treten. Sie gelten nicht für Wildtiere, Jagdhunde, Such- und Rettungshunde, Polizeihunde sowie Tiere, die in Stierkampfarenen eingesetzt werden.

Haftpflichtversicherung für Tiere

Jeder Tierhalter muss in Zukunft eine Haftpflichtversicherung für sein Tier abschließen. Katzen müssen nach 6 Monaten kastriert werden, es sei denn, der Besitzer hat eine Lizenz für die Zucht von Katzen. Tierhandlungen dürfen keine Hunde, Katzen und Frettchen mehr verkaufen. Sie dürfen solche Tiere auch nicht im Schaufenster ausstellen. Haustiere dürfen nur noch von lizenzierten Züchtern zum Kauf angeboten werden.

Zirkusse und Jahrmärkte dürfen keine Elefanten, Löwen und Tiger mehr halten und vorführen. Delfinshows in Wasser-Parks sind aber weiterhin erlaubt. Tierkampfveranstaltungen, wie z.B. Hahnenkämpfe, sind verboten.

Haustiere dürfen nicht länger als 3 Tage unbeaufsichtigt gelassen werden. Das gilt für Wohnungen, Balkone, Terrassen, Autos, Garagen, Keller… Bei Hunden gilt das sogar nur für 24 Stunden.

Haustiere müssen anhand eines Chips identifizierbar sein. So können z.B. Hundehäufchen auf dem Gehsteig anhand einer DNA-Analyse dem Hund und seinem Besitzer zugeordnet werden.

Verboten ist auch, Tiere mit gewaltsamen Methoden zu trainieren, ihnen schädliche Substanzen zu verabreichen (außer ein Tierarzt hat das angeordnet), oder an Tieren unautorisierte »Verschönerungen« vorzunehmen, wie z.B. das Kupieren von Ohren oder Schwanz.

Unzählige Vorschriften

Das neue Tierschutzgesetz wurde am 28. März 2023 von Ministerpräsident Sánchez und König Felipe unterschrieben. Mit 81 Artikeln, die wiederum in zig Untervorschriften unterteilt sind, ist es vermutlich das umfangreichste und kleinteiligste Tierschutzgesetz der Welt. Der Gesetzestext kann hier abgerufen werden.

Ein Laie kann unmöglich alle diese neuen Vorschriften kennen. Sie haben daher auch das Potenzial, für andere Zwecke angewendet zu werden, z.B. um einen Hausbesetzer aus einem besetzten Haus zu vertreiben. Denn oft behandeln die ihre Tiere besonders nachlässig. Es gibt eine Reihe von Tatbeständen, bei denen die zuständigen Behörden von sich aus einschreiten müssen, wenn ihnen Misshandlungen von Tieren bekannt werden.

Verstöße gegen die neuen Vorschriften können ab September 2023 mit Geldbußen zwischen 500 und 200.000 Euro geahndet werden. Man darf gespannt sein, ob die Behörden die neuen Regeln in der Praxis durchsetzen und ob die Bevölkerung sie ernst nimmt. In Spanien findet man ja manchmal die Einstellung: »Vorschriften sind ein Angebot des Staates, welches man annehmen kann, aber nicht annehmen muss.«

Erste Folgen des verschärften Tierschutzgesetzes

Gemeinnützige Tierheime erleben einen Ansturm von Tieren, die von ihren Besitzern ausgesetzt oder abgegeben wurden, weil die Besitzer die neuen Vorschriften nicht erfüllen können oder wollen.

Dabei waren Haustiere in Spanien bisher besonders beliebt. Das spanische Netzwerk über registrierte Tiere REIAC berichtet über 1.347.000 registrierte Hunde in Andalusien. Das sind 30% mehr Hunde als die 1.071.000 Kinder unter 15 Jahren, die das spanische Statistik-Institut für Andalusien ausweist. Ein Hund kostet im ersten Jahr 988 Euro, weniger als ein Drittel der Kosten von 3.414 Euro für ein Baby.

Die Zeitschrift Consumer Affairs berichtet, dass 58% der spanischen Millenials (auch Generation Y genannt) ihre Zeit lieber mit einem Haustier als mit einem eigenen Kind verbringen möchten. Bei Katzenbesitzern sind es sogar 68%.

aktualisiert am 06. Dezember 2023

Verfasst am 21. August 2023
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