Typische Pflanzen in Andalusien
Blumen, Bäume, Früchte in Andalusien
Die Bergketten am Rande der Küstenautobahn wirken auf den ersten Blick ziemlich kahl.
Wenn man aber dort wandert, sieht man eine erstaunliche Vielfalt insbesondere niedrig wachsender Büsche und Sträucher. Wenn du z.B. von Manilva in Richtung Algeciras fährst, fallen dir im Frühling bestimmt die weiß gepunkteten Hänge zu beiden Seiten der A7 auf. Hier blühen Zehntausende von weißen lorbeerblättrigen Zistrosen (spanisch: Jara, lateinisch Cistus laurifolius). Es scheint, dass zu einer Zeit an jedem Stengel nur eine Blüte geöffnet ist, obwohl meist viele Knospen vorhanden sind.
Salbei-blättrige Zistrosen (spanisch: Jara, lateinisch: Cistus albidus) findet man im Gebirge in mittleren Höhenlagen in Rot- oder Pink-Tönen. In der Sierra de Mijas schon Mitte März, am Río de la Miel bei Algeciras eher erst Ende April. Oft stehen sie zusammen mit intensiv gelbem Ginster, was ein farbenprächtiges Landschaftsbild ergibt.
Eher im Mai stößt du selten aber unverhofft an Waldlichtungen auf wild wachsende Milchweiße Pfingstrosen (spanisch: Peonia, lateinisch: Peonia Lactiflora).
Als Orchideen kennen wir relativ große Zimmerpflanzen mit mittelgroßen Blüten. In Andalusien trifft man in den Bergen überall auf wilde Orchideen (spanisch: Orquidea, lateinisch: Orchidacea). Sie sind kleinwüchsig und verstecken sich in Unterholz oder im hohen Gras. Es gibt sehr viele Arten und unterschiedliche Farben.
Manchmal stößt man auf einen Tümpel, der vollkommen mit weißen Blüten überdeckt ist. Dabei handelt es sich um den Gewöhnlichen Wasserhahnenfuß (spanisch: Ranúnculo agua ordinaria, lateinisch: Ranunculus aquatilis). Seine Stiele hängen tief im Wasser und können so wunderbarerweise aufrecht stehen. Diesen Tümpel hier findest du nahe der A373 bei Estación de Cortes.
Verblüfft bin ich immer wieder von der Ähnlichkeit der farbenprächtigen Strelitzie oder Paradiesvogelblume (spanisch: Ave del paraiso, lateinisch: Strelitzia reginae) mit der Blüte der Bananenstaude (spanisch: Plátano, lateinisch: Musa). Beide Pflanzen findet man in Andalusien nur in Gärten und Parks.
Die buschige, saftig grüne Igeltanne (spanisch: Pinsapo, lateinisch: Abies pinsapo) würdest du vermutlich in Skandinavien verorten. Tatsächlich ist sie ein Überbleibsel aus der letzten Eiszeit und hat sich einfach an die spanische Hitze angepasst. Man findet die Igeltanne nur in Marokko und Andalusien.
Die Korkeiche (Alcornoque, Quercus suber) findet man vor allem zwischen Algeciras und Arcos de la Frontera im Naturpark Los Alcornocales, dem sie ihren Namen gegeben hat.
Nach dem Abschälen des Korks sehen sie unten herum irgendwie nackt und manchmal ziemlich errötet aus.
Die Eicheln der Steineiche (spanisch: Encina, lateinisch: Quercus ilex) beeinflussen den Geschmack des original Serrano-Schinkens. Sie sind vorher im Magen des grauen iberischen Schweins (Cerdo ibérico) verschwunden. Die Eichen werden uralt und nehmen oft mystische Formen an, vor allem nachdem der Blitz eingeschlagen hat.
Es gibt noch eine weitere Eiche, die mit unserer deutschen Eiche vergleichbar ist und ähnliche Eicheln abwirft. Diese Eiche heißt auf Spanisch Quejigo.
Der Eukalyptusbaum riecht nicht nur gesund, sondern sein Stamm sieht auch interessant aus, weil die Rinde sich dauernd abschält. Diese Allee mit uralten Bäumen findet man in El Colmenar am Rande des Naturparks Los Alcornocales an der Eisenbahnstrecke von Algeciras nach Ronda.
Die Mandelblüte ist immer der erste Frühlingsbote in Andalusien. Ich habe schon mal an Neujahr blühende Mandelbäume (spanisch: Almendro, lateinisch: Prunus dulcis) gesehen. Am Baum bilden sich nach der Blüte grüne Früchte, die sich später schwarz verfärben. Um an den begehrten Mandelkern zu gelangen, muss erst mal die harte Schale entfernt werden.
Der Avocadobaum (spanisch: Aguacate, lateinisch: Persea americana) wurde von den Spaniern aus Mexiko eingeführt. Avocados zählen zu den Früchten, obwohl wir sie in Deutschland eher als Gemüse betrachten. Die grünen und manchmal schwarzen Früchte fühlen sich steinhart an. Damit man das Fruchtfleisch essen kann, muss man die Früchte erst nachreifen. In der Mitte findet sich ein großer brauner runder Kern. Man kann ihn mitessen, wenn man ihn in einem Mixer klein gehackt bekommt.
Unter den Bäumen, die Früchte tragen, gefällt mir besonders gut der Westliche Erdbeerbaum (spanisch: Madroño, lateinisch: Arbutus unedo). Seine gelben, orangefarbenen und tiefroten Daumennagel-großen Beeren, sind sehr weich und süß. Gleichzeitig hängen noch weiße Blüten am Baum. Der Nachschub an Früchten ist also gesichert.
Der Baum selbst sieht eher unscheinbar aus. Am besten guckst du auf dem Boden, ob da abgefallene Früchte herumliegen. Falls ja, guckst du nach oben. Madroños gibt es z.B. im Überfluss zwischen Ronda und Jerez in der Sierra de Lijar bei Aldogonales, einer Kleinstadt am Stausee von Zahara.
Den Feigenkaktus (spanisch: Higo chumbo, lateinisch: Opuntia ficus-indica) findet man oft entlang von staubigen Wegen in der prallen Sonne. Da sieht er manchmal ein bisschen zerzaust und angetrocknet aus. Seine länglichen Kiwi-großen Früchte, die Kaktusfeigen, leuchten in roten und gelben Farbtönen. Man sollte sie nur mit dicken Handschuhen ernten, wenn man nicht möchte, dass die Hand wie ein Igel aussieht und höllisch juckt. Ob man sie mag, ist Geschmackssache.
Pinien (spanisch: Pino, lateinisch Pinus pinea) sind Verwandte unserer Kiefer und eigentlich nicht der Rede wert, da man sie in Andalusien überall antrifft. Allerdings sind die Formen sehr spannend, da sie oft eine Schirmartige Krone aufweisen. Stehen viele solche Pinien zusammen, ergibt sich ein wogendes „Schirmmeer“. Außerdem bildet sie oft eine Menge bunter Zapfen heraus.
Die Mittagsblume (spanisch: Hierba del cuchillo, lateinisch: Mesembryantheum) findet sich vor allem auf sandigen, der Sonne ausgesetzten Böden wie z.B. im Naturpark La Breña bei Barbate. Wobei es die pinkfarbene Variante auch in die Ziergärten geschafft hat. Ursprünglich kam diese eigentlich anspruchslose Pflanze aus dem südlichen Afrika nach Spanien.
Unvermutet trifft man in den Bergen am Wegesrand immer mal wieder auf das wunderschöne Blau der Schwertlilie (spanisch und lateinisch: Iris). Mal Himmelblau, mal dunkel-violett. Sie kam aus Südosteuropa nach Andalusien.
Während in Deutschland die Rosskastanie verbreitet ist, triffst du in Andalusien auf die Esskastanie (spanisch: Castaño, lateinisch: Castanea sativa). Sie wird auf großen Latifundien gezüchtet. Ganze Dörfer leben vom Verkauf der Esskastanien und feiern im Herbst die Fiestas de Castaños. Besonders am Oberlauf des Flusses Río Genal sind im Herbst die bunten Kastanienwälder eindrucksvoll.
Legendär ist dabei der Wanderweg PR-A226 von Igualeja nach Parauta. Wenn im November alle Blätter abgefallen sind, wirken die kahlen Kastanienwälder, als seien sie mit Schnee bedeckt. Weitere Kastanienwälder findest du zwischen Gaucín und Estación de Cortes sowie zwischen Jubrique und Genalguacil auf dem Wanderweg PR-A241.
Auch Agaven (spanisch: Algarve, lateinisch: Agave deserti) mögen sandige Untergründe in der prallen Sonne und sind in Andalusien überall zu finden. Sie werden auch gerne als Balkonpflanzen gehalten, weil man sie monatelang nicht zu gießen braucht.
Agaven sind äußerlich leicht mit der Aloe Vera zu verwechseln. Während Aloe Vera aber jedes Jahr blüht, blühen Agaven nach vielen Jahren nur einmal und sterben dann ab. Oft wird dabei eine baumhohe verholzte Blüte hinterlassen. Die Agave kam aus Amerika nach Spanien, die Aloe Vera aus Afrika.
An vielen Orten in Andalusien gibt es Zitronen- oder Orangenplantagen. Eine Besonderheit ist mir am Fluss Río del Padron bei Estepona aufgefallen. Dort wachsen einige Bäume, die gleichzeitig Zitronen (spanisch: Limón) und Orangen (spanisch: Naranja) hervorbringen. Ist doch praktisch! Hier der Vergleich zu reinen Zitronenbäumen:
Olivenbäume (spanisch: Olivio, lateinisch: Olea europaea) sind in Andalusien unübersehbar. Insbesondere in der Mitte des Lands führen riesige Monokulturen zu einem eintönigen Landschaftsbild und fördern die Bodenerosion. Spanien ist der größte Olivenöl-Exporteur der Welt. Seit 2017 beklagen sich kalifornische Olivenbauern über spanische Dumpingpreise und in Mallorca hat die „Oliven-Ebola“ (das Bakterium Xylella fastidiosa) erstmals spanisches Territorium erreicht. Das Bakterium hat bereits in Italien große Oliven-Anbauflächen vernichtet. Im November soll es auf Mallorca eine Konferenz geben, auf der besprochen wird, wie man die Olivenkrankheit vom spanischen Festland fernhalten kann.
Es gibt grüne und violette bis schwarze Oliven. Um weich zu werden und ihren bitteren Geschmack zu verlieren, muss man sie nach der Ernte in eine Flüssigkeit einlegen. Auf Spanisch heißen sie dann Aceitunas.
Zu erwähnen wäre noch die Mispel (spanisch: Nispero. lateinisch: Mispelus germanicus). Ihr ist bereits ein eigener Beitrag gewidmet.
Wer in das Thema tiefer einsteigen möchte, sollte mal die botanischen Gärten in El Bosque (bei Grazalema) oder Ojén besuchen. Wer es ganz wissenschaftlich angehen möchte, kann sich diese Schwarte des andalusischen Umweltministeriums kostenfrei herunterladen.
Wer wissen will, wie eine bestimmte Pflanze auf Spanisch heißt, wird vielleicht hier fündig. Dort kann man auch mit dem lateinischen Namen suchen, Den lateinischen Namen findet man oft in Wikipedia.
Von Wolfgang Zöllner
Andalusien Reiseführer
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