Nationalpark Coto de Doñana

Der Nationalpark Coto de Doñana in der Provinz Huelva an der Costa de la Luz ist nicht nur Spaniens wichtigstes Feuchtgebiet, sondern dient Millionen von Zugvögeln auch als Heimat, Winterdomizil und Rastplatz auf ihren Wanderungen zwischen Europa und Afrika.
Nationalpark Doñana
Die Marismas im Nationalpark Doñana ( ahau1969 / Shutterstock.com )

Der Nationalpark Doñana – Andalusiens grüne Lunge

Der Coto de Doñana befindet sich im Mündungsgebiet des Guadalquivir an der andalusischen Atlantikküste. Er wurde bereits 1969 zum Nationalpark erklärt und besitzt eine Fläche von mehr als 54.000 Hektar und zusätzlich über eine 68.000 Hektar große, als Naturpark geschützte Fläche, die als eine Art Pufferzone dient.

Um das Gebiet des Coto de Doñana zu erkunden, bietet sich ein Flug nach Sevilla oder Jerez de la Frontera an. Von Sevilla aus sind es noch ca. 110 km bzw. von Jerez 190 km nach Matalascañas, einem Ferienort, der sich wie ein langes, schmales Band zwischen den breiten Sandstränden der Atlantikküste und dem Südrand des Nationalparks Doñana hinzieht. Von hier oder vom nahe gelegenen Wallfahrtsort El Rocío in Almonte aus kannst du geführte Ausflüge in das Naturschutzgebiet des Doñana machen.

Sanfter Tourismus im Nationalpark

Die Nationalparkstation befindet sich bei El Rocío. Hier kannst du nach vorheriger Anmeldung an einer Tour mit dem Unimog teilnehmen. Diese geführte Tour gibt Einblicke in die artenreiche Flora und Fauna des Parque Nacional de Doñana. Bei einigen Stellen wie El Acebuche und Palacio del Acebrón hast du die Möglichkeit, die Feuchtgebiete auf ausgedehnten Naturlehrpfaden näher kennenzulernen. In Vogelwarten beobachtest du die artenreiche Vogelwelt.

Ein besonderes Erlebnis ist die Schiffstour auf dem Guadalquivir, die von Sanlúcar de Barrameda aus startet und an einigen Uferstellen des Nationalparks Station macht. Ein weiterer Startpunkt für Ausflüge mit dem Unimog in die Doñana ist El Acebuche, 2 km vor dem Ortseingang von Matalascañas.

Touren & Ausflüge

Flora und Fauna im Nationalpark Doñana

Die zeitweise überschwemmten Gebiete der Doñana werden als Marismas bezeichnet und entstanden ursprünglich aus den Ablagerungen des Guadalquivir. Aus diesen Sanden bildeten sich Dünen, die durch Strauchvegetation befestigt wurden. Die Marismas sind im Hochsommer eine ausgetrocknete Ebene mit einigen Lagunen und Bachläufen, doch den Rest des Jahres bieten sie für Flora und Fauna optimale Bedingungen, insbesondere als Rastplatz für die Zugvögel auf ihrem Flug aus Nordeuropa in die afrikanischen Winterquartiere.

Die Mischung aus Süßwasser und Meerwasser sorgt für eine vielfältige Vegetation aus Strand-Alant, Laichkräutern, Binsen, Weiden und Wein. Hinter den ausgedehnten Dünen, auf denen Strandhafer und Wacholder wachsen, liegen Täler mit Schirmkiefern. Stechginster und Heidekräuter sind ebenso zu finden wie Zistrosen und Korkeichen. Diese Pflanzenwelt bietet wiederum der Tierwelt viel Nahrung und Lebensraum.

Reiher und Löffler nisten in den Korkeichen. Im Ökosystem der Marismas leben rund 250 Vogelarten, von Enten und Gänsen, die hier überwintern, bis zu den seltenen Arten der Purpurhühner, Ruderenten und Kammblässrallen. Selten und daher besonders berühmt vorkommt der Iberische Kaiseradler. Im Nationalpark Coto de Doñana leben Säugetiere wie Wildschweine und Hirsche, die immer noch gejagt werden.

Leider sehr selten geworden ist der Pardelluchs (Lynx pardinus), auch Iberischer Luchs genannt, der nur in Spanien und Portugal vorkommt. Von ihm soll es in freier Wildbahn nur noch gut 200 Tiere geben, die meisten davon im Doñana-Nationalpark und in der Sierra de Andújar, im Nordwesten der Provinz Jaén

Der Besuch lohnt sich dennoch, denn die einmalige Kombination aus Pflanzen- und Tierwelt, Flusslandschaft, Herrenjagd, Ökotourismus, Campingplätzen und Strandleben schafft eine faszinierende Atmosphäre. Hier lernst du Andalusien von einer neuen Seite kennen und erfährst viel über den Umweltschutz, der an der Costa de la Luz und speziell im Nationalpark Doñana bedauerlicherweise nicht immer großgeschrieben wird.

Pardelluchs Iberischer Luchs
Einen Pardelluchs in freier Wildbahn wirst du wahrscheinlich nicht zu Gesicht bekommen ( HeritagePics / Depositphotos.com )

Umweltprobleme und Entwicklung der letzten Jahrzehnte

Die Doñana ist ein beliebtes Jagdgebiet für Regierungsgäste und wurde in den letzten Jahrzehnten zu einem Naturpark aufgewertet. Das Feuchtgebiet mit seinen häufig überschwemmten Flächen wurde 1994 von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt.

Die Umweltbedingungen haben sich jedoch trotz des zumeist sanften Tourismus an der Costa de la Luz verschlechtert. Im Frühjahr 1998 kam es in der Mine Los Frailes zum Dammbruch in einem Auffang-Becken für das Abwasser der Bergwerke. Über 5 Millionen qm Schlamm gelangten bei diesem Unglück in die Gewässer des Flusses Guadalquivir.

Die im Schlick enthaltenen Schwermetalle wie Arsen, Blei und Zink wurden von ortsansässigen Bauern durch schnell errichtete Dämme aufgehalten, sodass sie nicht direkt in den Nationalpark Coto de Doñana flossen. Dennoch entstanden hohe Schäden für die Umwelt, die sich auf rund 175 Millionen Euro summierten. Das verantwortliche Minenunternehmen übernahm nur ein Fünftel dieser Kosten.

Intensiver Erdbeeranbau verstärkt Wassermangel

98% aller spanischen und ca. 30% aller europäischen Erdbeeren werden auf Plantagen in der Provinz Huelva angebaut. Über 11% beträgt ihr Anteil an der Wirtschaftsleistung der Provinz und mehr als 100.000 Arbeitsplätze hängen direkt am Anbau der beliebten roten Früchte.

Der enorme Wasserverbrauch der Erdbeerfelder hat in den letzten Jahren bereits ein Absinken des Grundwasserspiegels der Doñana um 50% bewirkt. Die aktuelle Dürreperiode verschärft das Wasserproblem zudem massiv. Die Hauptlagune des Doñana ist seit Herbst 2022 nahezu ausgetrocknet.

Nachdem der Europäische Gerichtshof die Verletzung entsprechender EU-Richtlinien beanstandet hatte, wurden immerhin zahlreiche illegale Brunnen versiegelt. Dennoch wird weiterhin ohne Genehmigung aus über 2.000 Brunnen Wasser geschöpft, um Plantagen mit Erdbeeren und andere Beerensorten zu bewässern. Die illegalen Brunnen sollten zum Großteil auf Initiative der andalusischen PP-Landesregierung legalisiert werden, gegen den Willen der Regierung in Madrid.

Am 27. November 2023 haben sich die spanische Zentralregierung und die andalusische Landesregierung endlich auf handfeste Maßnahmen geeinigt, um den ungezügelten Erdbeeranbau am Rande des Doñana-Nationalparks in der Provinz Huelva zu begrenzen. Andalusien hatte sich beschwert, dass die Regierung Sánchez Katalonien für die katalanische Unterstützung ihrer dritten Amtszeit großzügige Geldzuwendungen versprochen hatte, während Andalusien leer ausging.

Durch legale und illegale Entnahme von Wasser aus dem Feuchtgebiet für die Erdbeerzucht trocknet der Nationalpark immer mehr aus. Der Klimawandel beschleunigt diese Austrocknung noch. Während die EU, die UNESCO und die spanische Zentralregierung schon längst auf eine Eindämmung des Erdbeeranbaus gedrängt hatten, hat die andalusische Landesregierung bis zuletzt die Ausweitung der Anbaugebiete in das Naturschutzgebiet hinein betrieben.

Erdbeerbauern, die ihre Landnutzung für 30 Jahre auf Forstwirtschaft umstellen, sollen jetzt für fünf bis zehn Jahre pro Hektar und Jahr 10.000 Euro vom Staat erhalten. Das Land gehört ihnen aber weiter. Der marktübliche Kaufpreis für Land mit eigenen Wasserquellen liegt bei 140.000 Euro pro Hektar, für illegal bewässertes Land bei 14.000 Euro. Wer nicht umstellen will, muss auf klimaresistente Erdbeersorten mit wenig Wasserbedarf umstellen und erhält pro Hektar nur 1.000 Euro Beihilfe. Zusätzlich soll die andalusische Landesregierung die zahlreichen illegalen Brunnen reduzieren. Eine schöne Aufgabe, um nachträglich weiteres Geld von der Zentralregierung zu erpressen.

Obendrauf gibt es eine Generalamnestie für bisherige illegale Wasserentnahmen. Mit 32 Millionen Euro sollen bis zu 160.000 Saisonarbeitskräfte, die vorwiegend aus Afrika kommen, menschenwürdig untergebracht werden. Für 70 Millionen Euro werden Grundstücke hinzugekauft, um die Pufferzone zum Nationalpark zu vergrößern. Die Finanzhilfen von insgesamt 1,4 Milliarden Euro werden je zur Hälfte von der Zentralregierung und von der andalusischen Landesregierung aufgebracht. Von Andalusiens Anteil von 700 Millionen Euro sind allerdings 241 Millionen bereits zugesagte allgemeine EU-Agrarbeihilfen.

Wie es mit dem Doñana-Nationalpark weitergeht, liegt auch an den Verbrauchern in Deutschland. Müssen wir wirklich die erdbeerlose Zeit zwischen Januar und April mit Erdbeeren aus Huelva überbrücken? Wer einmal gesehen hat, wie die Rauchschwaden der Erdölraffinerie von Huelva über die Erdbeerfelder von Palos wabern, sollte eigentlich keinen Appetit auf solche Erdbeeren verspüren.

Jeder kann einen positiven Beitrag leisten, indem keine Erdbeeren und andere Beeren aus der Region Huelva in deutschen Supermärkten gekauft werden. Im Frühjahr 2023 wurde eine Online-Kampagne ins Leben gerufen, die Edeka, Lidl und Co. zu einem Verkaufsstopp für Erdbeeren aus der Region Huelva aufruft.

Hitze sorgt für Brände

Während der Hitzewelle, die Spanien im Juni 2017 heimsuchte, wurden Teile des Nationalparks durch ein Feuer in Brand gesetzt, welches in der Stadt Moguer in einer Kohlefirma ausbrach, in der Holzkohle hergestellt wird und das wegen der Hitze auf den Nationalpark übersprang. Im Luchs-Aufzuchtzentrum El Acebuche konnten nur die Jungtiere vor dem Feuer gerettet werden. 550 Feuerwehrleute waren im Einsatz, um die Flammen zu bändigen.

Die Hitze der letzten Jahre und die illegalen Wasserentnahmen sorgen für einen starken Verlust der Artenvielfalt im Nationalpark. Im Winter 2022 wurde nur noch rund die Hälfte der sonst üblichen Zugvögel gezählt, bei den einheimischen Vogelarten gab es sogar einen Rückgang von 80%! Viele Populationen werden mittlerweile als kritisch eingestuft. Biologen befürchten, dass das komplette Ökosystem zeitnah kippen könnte.

Es gibt aber auch Erfolge zu vermelden: Im Januar 2020 hat der Oberste Andalusische Gerichtshof (El Tribunal Superior de Justicia de Andalucía – TSJA) in Granada ein Projekt zur unterirdischen Lagerung von Erdgas im Nationalpark gestoppt. Außerdem hat der Oberste Spanische Gerichtshof (Tribunal Supremo – TS) in Madrid die geplante Ausbaggerung des Guadalquivir verhindert.

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