Wandmalerei in Spanien – Graffiti, Streetart & Co.

Bei Wandmalerei oder Fresken denken wir sofort an Italien, an die Sixtinische Kapelle im Vatikan oder den Dom in Florenz. Die Freskenmalerei ist eine alte Malkunst, bei der angerührte Pigmente auf den nassen Kalkputz der Wand aufgetragen werden und mit ihm eine stabile Verbindung eingehen. Die Jüngeren unter uns verbinden mit Wandmalerei eher Graffiti und Streetart, wie sie der geheimnisvolle Künstler Banksy überall auf der Welt hinterlässt oder die East Side Gallery auf der Berliner Mauer, wo Breschnew und Honecker sich küssen und ein Trabi die Mauer zu durchbrechen scheint.

Aber auch in Spanien kannst du dich an etlichen Exemplaren der alten und der modernen Wandmalerei erfreuen. Die Fresken in den unendlichen Gängen des etwas düsteren Klosters El Escorial bei Madrid haben dich vielleicht schon einmal beeindruckt. Oder die »Sixtinische Kapelle der Extremadura«, wie die Kirche Nuestra Señora de la Ara in Fuente del Arco in der Provinz Badajoz genannt wird.

In Madrid weist die Kirche San Antonio de los Alemanes schöne Fresken aus dem 17. Jahrhundert auf. Nordwestlich von Madrid hat die spanische Künstlerin Elena Parlange versucht, der verlassenen Geisterstadt Fresnedillas de la Oliva mit dem Projekt »Casas con Vida« neues Leben einzuhauchen. Hier handelt es sich um moderne Wandmalerei mit klassischen spanischen Motiven.

Das kleine Dorf Penelles in der katalonischen Provinz Lleida ist zu einem Mekka für Streetart-Künstler aus der ganzen Welt geworden. Und in der Stadt Valencia bietet die Parroquia San Nicolás auf einer Fläche, die doppelt so groß ist sie die Decke der Sixtinischen Kapelle im Vatikan, Barock Fresken von Denis Vidal aus dem 17. Jahrhundert.

Wandmalerei in Andalusien

In Andalusien gilt die Stadt Estepona an der Costa del Sol als Schauplatz der fröhlichen Streetart. In der Altstadt gab es vor zwanzig Jahren nur punktuell ein paar Exemplare von meist illegaler moderner Wandmalerei. Die Stadtverwaltung von Estepona hat die Streetart-Kunst seither zu einem Markenzeichen ihrer Stadt entwickelt, indem sie dafür gesorgt hat, dass junge Künstler sich überall in den engen Gassen der Altstadt mit ihren Wandmalereien verewigen konnten, die oft mit optischen Täuschungen vorgaukeln, eine Erweiterung des Gemäuers zu sein. Jetzt kannst du in Estepona auf dem Rundgang »Ruta de los Murales Artísticos« zahlreiche Wandmalereien an den Hauswänden bestaunen. Einen Vorgeschmack erhältst du hier.

In Écija südwestlich von Córdoba zeigt die Kuppel des Palacio de Santaella ein schönes Beispiel für die barocke Wandmalerei in einem weltlichen Prunkbau. Während der Palacio de Peñaflor auf seiner Außenmauer 60 laufende Meter dekorativer Wandmalerei aufweist.

Streetart erwartet man eher nicht, wenn man sich in die berühmten Weißen Dörfer in der Serranía de Ronda aufmacht. Das abseits gelegene Bergdorf Genalguacil ist jedoch überraschenderweise ein Freiluftmuseum für moderne Kunst. Hier fand vor der Corona-Pandemie fast jedes Jahr im August ein Freilicht-Künstlerworkshop statt, bei dem Künstler aus der Provinz Málaga eingeladen wurden, neue Kunstwerke zu erschaffen. Sie erhielten für zwei Wochen überall im Dorf kostenlos Kost und Logis. Jeder Künstler musste dafür mindestens ein Kunstwerk an den Wänden der Häuser oder in den Straßen und Plätzen dauerhaft hinterlassen. Darunter befinden sich naturgemäß auch viele Wandmalereien.

Ein Beispiel für volksnahe spontane Wandmalerei findet sich im Hafen von Tarifa, wo der Tourist mangels öffentlicher Toiletten leicht in Versuchung gerät, sich hinter den Felsen am Strand zu entleeren.

Also: Nicht ka…, sondern nach oben gucken!

Von Wolfgang Zöllner

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